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Donnerstag, 19. März 2015

Wie viel Spielzeug benötigt (m)ein Kind?

Wie viel Spielzeug benötigt (m)ein Kind, wie viel ist Sinnvoll und wo fängt der Überfluss an?
Heute geht es um den Spielzeugkonsum und das Spielverhalten (m)eines Kindes.

Der Spielzeugkonsum in meiner Kindheit und Wie ich meine Kindheit erlebt habe
In meiner Kindheit gab es immer Haufenweise Spielzeug. Unser Kinderzimmer stand komplett voll damit, alles türmte sich und stand im Prinzip nur so rum. Ich war komplett überfordert damit. An Materiellem fehlte es uns demnach also nie. Alles was ein Kind sich wünschte wurde beschafft und kostete es noch so viel, es wurde gekauft. Es wurde aber auch „versucht uns mit Materiellem glücklich zu machen". Aber Materielles macht nicht glücklich! Materielles kann keine Liebe, Zuneigung oder zu wenig Zeit kompensieren. Materielles kann nichts entschädigen oder wieder gut machen. Materielles ist was es ist, Materiell! Eltern können mit diesem Verhalten keine Liebe oder Zuwendung erzwingen, sie können nichts ausgleichen woran es dem Kind fehlt. Sie können nichts wieder gut machen. Bereits in meiner Kindheit versuchte ich deutlich zu machen – das es mir persönlich nichts bedeutet etwas Materielles geschenkt zu bekommen und ich nichts benötige. Ich habe Geschenke versucht abzulehnen. Doch darauf wurde keine Rücksicht genommen. Immer neues Spielzeug kam dazu und jedes Fest: egal ob Ostern, Geburtstag oder Weihnachten wurde dazu genutzt „extra groß ins Portemonnaie zu greifen“ und ich wurde mit Geschenken „die für mich persönlich absolut nutzlos waren“ nur so überschüttet. Und dieses Verhalten setzte sich jährlich fort - bis heute. Heute, mit meinen knapp 28 Jahren kann ich behaupten NIE auch nur ein Geschenk bekommen zu haben welches nicht materiell war. Traurig aber Wahr. Für mich wurde dieses materielle Verhalten meiner Eltern zu einer sehr traurige Kindheit und wahrscheinlich will ich es gerade aus diesem Grund meinem Sohn nicht genauso vorleben sondern ihm das genaue Gegenteil von dem ermöglichen. Ich möchte nicht das er sich später, wenn er selbst vielleicht irgendwann Vater ist, nur daran erinnert was er von uns „geschenkt bekommen hat“. Ich möchte das er sich an die gemeinsame Zeit erinnert die wir als Familie verbrachten. Nur das zählt für mich. Dieses Verhalten meiner Eltern in meiner Kindheit hat vielleicht aber auch etwas Positives, denn es hat aus mir einen Erwachsenen gemacht – der Nichts Materielles benötigt. Mir bedeuten materielle Güter nichts. Für mich haben materielle Güter keinen Nutzen, ja ich würde sogar sagen ich verabscheue sie beinahe. Für diese positive Einstellung bin ich dankbar auch wenn der Weg dahin zum Erwachsenen nicht der gewünschte war! Meinem Sohn möchte ich daher ein anderes Leben ermöglichen, mit wenig Materiellem.

"Verwöhnt werden Kinder nicht, wenn sie viel Eis, Spielzeug oder Geld bekommen, sondern wenn sie es aus den falschen Gründen bekommen: dem Drang der Eltern, sich beliebt zu machen oder weil sie dieser Form der Zuwendung für liebevoll halten." - Jesper Juul 

Meine Grundeinstellung zu Spielzeug
Generell bin ich der Meinung dass zu viel Spielzeug Kinder bzw. mein Kind überfordert. Wenn ich persönlich von einem Spielzeug überzeugt bin dann kaufe ich dieses. Wenn ich aber merke das es meinem Sohn nicht zusagt und er sich mit diesem Spielzeug absolut nicht beschäftigt, weil es seinen persönlichem Interesse nicht entspricht, dann kommt das Spielzeug wieder weg. Das persönliche Interesse meines Sohnes ist mir am wichtigsten. Ich schaue auf seine Bedürfnisse, womit beschäftigt er sich aktuell, wofür interessiert er sich aktuell und dann gehe ich dahin ihm diese Dinge bereit zu stellen.  Manchmal kommt es natürlich vor das er etwas haben möchte wovon ich erstmals denke - das brauchst du nicht- aber wenn er es haben möchte so bekommt er es. Ich möchte ihm kein Spielzeug verwehren nur weil ich persönlich dieses oder jenes nicht als „sinnvoll und geeignet“ für ihn halte. Natürlich gilt meine Vorliebe für Holztiere aber wenn er lieber mit seinen Schleichtieren spielt dann ist dies so. Meine eigene Erwartung von einem Spielzeug stelle ich erst an zweiter Stelle. Wichtig ist mir, dass mein Sohn seinem Interesse und Bedürfnis nachgehen kann.

Meine Vorstellungen in der Schwangerschaft
Die Frage: Wie viel Spielzeug mein Kind benötigt, stellte ich mir bereits schon zu meiner Schwangerschaft damals. Bei jedem Besuch in einem Babyfachgeschäft schaute ich mir die ganze Massenware an Spielzeugen für Babys, Kleinkindern und Kindern an. Massenware, ja. Denn die riesen Auswahl an Spielmaterialien überforderte mich bereits zu Schwangerschaftszeiten und auch heute bin ich größtenteils überfordert wenn ich mich in Spielgeschäften aufhalte, gekauft wird meist 1 Teil wenn überhaupt. Ich mag diese Art der Kindergeschäfte auch nicht sondern bestelle mir lieber ein gutes Teil aus Naturholz das langfristig bespielt werden kann und nicht unbedingt nur für wenige Monate von meinem Sohn bespielt wird.
In meiner Schwangerschaft beschloss ich also mir zur Geburt und auch danach keinerlei Spielsachen schenken zu lassen, da ich dank meines Neffen all sein Spielzeug bekam, hatte ich davon zu genüge. Dieses geschenkte Spielzeug, was wir von meinem Vater bekamen, übertrifft bei weitem meine Vorstellung davon was ich mir für meinen Sohn wünsche. Menge im Überfluss und absolut unnotwendige Spielsachen. Um all dieses benutzen zu können bräuchte ich mindestens 3 weitere Kinder! Ja, das Spielzeug stapelt sich hier und ist auch größtenteils unbenutzt. Wir lagern es eigentlich nur in einem separaten Zimmer was als Abstellkammer dient.

Mein Kaufverhalten in der Schwangerschaft
Spielzeug was wir während der Schwangerschaft kauften waren Schmusetücher, Knistertiere, Kuscheltiere, Schnullertiere – in Überfluss. Und was soll ich sagen, keines dieser Spielzeuge wurde vom Sohn benutzt, noch benötigt. Im Prinzip waren sie völlig zwecklos und wir hätten uns ihren Kauf absolut sparen können. Aber so ist das nun mal wenn man von seinen Schwangerschaftshormonen geleitet und fehlgeleitet wird. Notwendig wären diese auch nicht gewesen. Davon mal ganz abgesehen haben wir Schnullertiere gekauft obwohl unser Sohn ohne Schnuller aufwuchs. Dinge, über die man sich eben erst nach der Geburt Gedanken macht. Immerhin dienen die gekauften Spielsachen als Erinnerungsstücke und sie werden aufbewahrt.

Wie viel Spielzeug benötigt (m)ein Neugeborenes
So ein Neugeborenes benötigt die ersten 3-4 Monate oder sogar länger eigentlich gar kein Spielzeug. Alles was wir unserem Sohn in dieser Zeit gegeben haben war unsere Liebe und Geborgenheit.  Wir haben  die Tage mit stillen, tragen, kuscheln, singen, reden, Bonding und schlafen verbracht. Und so wiederholte sich ein Tag nach dem Anderen. Die Monate vergingen wie im Flug. Und ich würde es jedes Mal wieder haargenau so wiederholen. Dies waren die schönsten Monate als Mama, denn die Zeit mit ihm als Neugeborenes waren so aufregend und ruhig in einem, so kuschlig und geborgen, es wurde so viel geschlafen, gestillt, gekuschelt  und ich habe meinem Sohn genau das gegeben was er benötigte - Nähe. Wir verbrachten unsere Tage einfach damit unserem Sohn die Welt zu zeigen, wir nahmen ihn überall mit hin, er war von Anfang an überall mit dabei, wir waren viel unterwegs, spazieren, in Kaffees und genossen einfach unser neues Familienleben zu Zweit oder zu Dritt mit Papa. Spielzeug benötigten wir in dieser Zeit nicht.

Wie viel Spielzeug benötigt (m)ein Kleinkind
Für uns ist der wichtigste Ansatz überhaupt unseren Sohn an allem was wir Eltern machen – teilhaben zu lassen. Ihn in unser Geschehen und in unsere Arbeit mit einzubinden, ihm kleine Aufgaben zu übergeben und ihn selbst in allem mithelfen zu lassen. Dies hat er in sehr frühem alter auch von sich aus eingefordert. Er spielte überall wo wir uns aufhielten einfach mit den Gegenständen die wir Eltern gerade benutzten – meist waren dies Haushaltsgegenstände. So waren Haushaltsgegenstände auch seine ersten Spielzeuge. Er beschäftigte sich mit ihnen lieber als mit richtigem Spielzeug.

Die einfachsten Dinge bereiten den größten Spaß
Gebt den Kindern Haushaltsgegenstände und sie sind glücklich und zufrieden. Lasst sie an Eurem Leben teilhaben und bindet sie mit ein. Gebt Ihnen kleine Aufgaben an denen sie wachsen können - mehr bedarf es oft nicht.

Spielzeug ja, wenn dann aber bitte Sinnvoll
Wenn Spielzeug einen positiven nutzen hat und zugleich noch etwas im Kind fördert bewerte ich dieses als „sinnvoll und geeignet“ für meinen Sohn. Dieses stelle ich ihm auch gerne zur Verfügung.

Wenig bereits ausgestaltetes Spielzeug
habe ich bereits über die Wichtigkeit von wenig bereits ausgestaltetem Spielzeug geschrieben. Da dieses die Phantasie des Kindes am besten anregt. Ich habe darüber geschrieben das
es geht darum das Kinder mit naturbelassenem, nicht ausgestaltetem Spielzeug spielen. Es wird großen Wert darauf gelegt die Phantasie des Kindes anzuregen, dies geht mit bereits vorgegebenem Spielzeug nicht, denn das Kind ist nicht mehr in der Lage sich ein eigenes Spielzeug selbst zu erschaffen - das Spielzeug ist bereits ausgestaltet und hat eine fest gegebene Funktion die es mit sich bringt. 
Mir ist dieser Aspekt sehr wichtig aber er ist mit einem Kind nicht immer zu 100% umsetzbar. Natürlich spielt mein Sohn auf den Bildern : mit seinen Schleichtieren (die bereits extrem vorgegeben sind da sie dem Tier nachempfunden sind) aber wir haben auch für seine Tiere ein Gehege geschaffen komplett aus Naturmaterialien  (welche nicht bereits ausgestaltet sind, der Phantasie sind somit keine Grenzen gesetzt und das Kind benötigt eine gewisse Vorstellungskraft).  Somit vereinen wir beide Komponenten miteinander was sich gut kombinieren lässt.  Dies versuche ich so oft wie möglich meinem Sohn nahe zu bringen.

Womit mein Sohn gerne spielt
Gerne bespielt von dem Zwerg werden Haushaltsgegenstände, Bücher, der Garten, Sandkasten, Schaukel, unser Gemüsebeet, die Rutsche, Rutschauto, Laufauto, Laufrad, Dreirad, Holzklötze, Lego Steine,Schleichtiere, Ostheimer, Fussball, Autos.... Er beschäftigt sich aber mit Vorliebe in der Natur und spielt dort mit Dingen aus der Natur wie Steine, Stöcke, Zapfen, Wasser, Nüsse, Blumen usw.

Ordnung, Spielmaterialien aussortieren und Neues bereitstellen
Jedes Spielmaterial und Spielzeug hat bei uns im Haus seinen festen Platz. Diese Ordnung ist auch sehr wichtig und bereitet meinen Sohn bereits darauf hin ordentlich zu sein und alles nach dem bespielen wieder an seinen Platz zu stellen. Es fördert seinen Ordnungssinn. Darüber hinaus werden die Spielmaterialien nach Montessori so bereit gestellt das jedes ersichtlich ist und er sich selbst daran bedienen kann. Dies nennt man „die vorbereitete Umgebung“. Alle 1-2 Monate, je nachdem wie sich das Spielverhalten meines Sohnes entwickelt und verändert hat – sortiere ich seine Spielsachen aus, und tausche Dinge mit denen er sich aktuell nicht mehr beschäftigt gegen neues Spielmaterial aus. So steht ihm immer das zur Verfügung wofür er sich aktuell interessiert. Und es ist dafür gesorgt dass er nicht durch zu viel Material überfordert ist sondern immer nur eine kleine Auswahl an aktuellem Material bespielt.  Dies spricht einfach das Interesse eines Kindes mehr an.

Was ich mir für meinen Sohn wünsche
Ich würde mir für meinen Sohn wünschen, dass er später als Erwachsener nicht materiell eingestellt ist und sich auf dem Weg dahin an uns Eltern ein Vorbild nimmt. Diese Werte versuche ich ihm mitzugeben und ihm immer ein gutes Vorbild zu sein. Ich wünsche mir das er sich an den einfachsten Dingen  wie – gemeinsamer Zeit mit der Familie erfreut und diese wertschätzt. Und ich wünsche mir das er unsere Natur als diese sieht was es ist – der größte Spielplatz überhaupt, in welcher man mit wenig Spielmaterialien auskommt und darin viel entdeckt, erforscht und in der er seine Sinne immerzu anregen kann. 




1 Kommentar :

  1. hallo,
    ein sehr schöner Artikel :)
    meine maus ist jetzt knapp ein halbes Jahr, viel von ihrem geschenkten Soielzeug habe ich ungenutzt in Kartons gelegt und werde sie an Weihnachten vermutlich spenden. Viel zu viele Kuscheltiere, in ihrem Laufstall hat sie eine kleine Auswahl und auch dort miste ich regelmäßig aus. Ich stimme dir voll und ganz zu, eine Klopapierrolle oder ein einfaches Tuch sind für mein Kind genauso interessant wie jedes Teuere Soielzeug, wenn ich eine Zeitschrift lesen will nehm ich sie auf den schoß und lese ihr vor, damit ist sie vollkommen zufrieden (natürlich hat sie auch bilderbücher)
    ich finde deine einstellung sehr gut :)
    liebe grueße
    hikari

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