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Mittwoch, 24. Juni 2015

Nicht perfekt sondern authentisch

Wie beginnt man solch einen Text, die Überschrift beschreibt es ja bereits. Vielleicht sollte ich damit beginnen das ich mich nicht für perfekt halte. Weder perfekt was das äußere Erscheinungsbild angeht, noch perfekt was meinen Charakter angeht und sicherlich bin ich auch nicht perfekt als Mutter - aber seien wir mal ehrlich zu uns selbst, wer ist schon perfekt? Es gibt keinen Menschen der perfekt ist genauso wenig wie es nicht den perfekten Vater oder die perfekte Mutter gibt. Jeder Mensch tut das was ihm möglich ist um seinem Kind die beste Mutter oder der beste Vater zu sein und für unsere Kinder sind wir sowieso die Größten, die Superhelden, die Besten Eltern. Um mal beim Thema Kindererziehung und Perfektionismus zu bleiben - ich persönlich strebe keinen Perfektionismus an und lege auch keinen Wert darauf. Ich möchte keine perfekte Mutter sein und noch viel weniger möchte ich ein perfekter Mensch sein, noch nie habe ich danach gestrebt. Dennoch bekomme ich oft zu hören das ich auf andere - perfekt wirke - aber dies entspricht nicht der Realität sondern es ist der Gedanke der Anderen. Nicht ich bin diejenige die sich versucht in ein perfektes Licht der Mutter zu stellen sondern ich werde in dieses Licht gerückt, ob es mir passt oder nicht. Wohl fühle ich mich in diesem grellen, beobachteten Licht sicherlich nicht - vielmehr wäre ich lieber im Schatten, ganz unbeobachtet und mit mir alleine. Diese Aufmerksamkeit die mir zugetragen wird möchte ich nicht empfangen. Ich bin nicht perfekt und möchte es auch nicht sein. Oftmals habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, versucht Gedankengänge zu verstehen oder nachzuvollziehen was andere von mir, und als Mutter, denken. Ich habe darüber nachgedacht weshalb sie mich manchmal mieden, weshalb sie sich nicht oft melden und ich es ihnen nie recht machen kann. Jedes gesagte Wort von mir wurde immer auf die Goldwaage gelegt, gerade wenn es um Erziehungsfragen ging,  was dazu führte das ich nicht mehr viel sagte sondern nur noch auf Fragen antwortete - kurz und knapp um bloß niemandem vor die Füße zu treten, jemanden zu verletzen oder zu prahlen. Ja, ich vertrete eine Meinung die da wäre das ich mein Kind länger als üblich stille, es vegetarisch und vegan ernähre, dass unser Kind bedürfnisorientiert aufwächst, ich es noch immer trage und wir Befürworter des Familienbettes sind. Dies und noch viel mehr ist unser Weg den wir gehen, den ich aber niemandem aufdränge und auch sonst macht mich das noch lange nicht zu einer "perfekten Mutter"?  Ja, ich bin eine wahnsinnig stolze Mutter die in ihrer Mutterrolle vollkommen aufgeht und es liebt Mutter zu sein. Ja, ich liebe alles und wirklich alles am Muttersein. Und ja, ich tue alles was in meiner Macht stecht um meinem Sohn die Best mögliche Kindheit zu bescheren und ihn mit meiner aufrichtigen Liebe jeden Tag zu überschütten. Und es ist mein gutes Recht dieses große Glück, Mutter eines Sohnes zu sein, in die  große weite Welt zu prahlen und schreien. Ja, ich bin verdammt glücklich und zufrieden darüber, dass das Leben mir einen Sohn geschenkt hat und möchte hin und wieder einfach mal ein klein wenig meiner Freude teilen. Das allein macht mich noch lange nicht zur perfekten Mutter. Ich hasse Perfektionismus und bin weit davon entfernt. Wenn mein Sohn schubt und zahnt liege ich tagelang kuschelnd mit ihm auf der Couch und kümmere mich ausschließlich um seine Bedürfnisse, im Haushalt wird dann nur das nötigste gemacht und es sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Dann darf er Kekse essen und Biene Maya schauen und stillen so oft er nur möchte aber vor allem lasse ich ihn seine Gefühle ausleben so wie ich es tue. Ich bin nicht perfekt sondern authentisch, immer und jederzeit auch vor meinem Sohn. Ich handle nach meinem Gefühl, ich benenne meine Gefühle und spreche sie laut aus. Ich kenne meine Stärken und Schwächen und lasse mich niemals von äußeren Einflüssen bestimmen. Ich reflektiere mich stätig selbst, in meinem Handeln und tun, und erlebe und beeinflusse mein Handeln dadurch bewusst. Ich bin ehrlich, echt, aufrichtig und authentisch  - immer. Diese Werte lebe ich auch meinem Sohn vor und ich verstelle mich nie vor ihm. Wenn ich einen schlechten Tag habe und es mir nicht gut geht dann spreche ich mit meinem Sohn darüber, wenn mir nach weinen zumute ist dann weine ich vor meinem Sohn. Ich benenne meine Gefühle und spreche ehrlich und aufrichtig mit meinem Sohn. Er soll wissen wenn ich glücklich, traurig, wütend oder enttäuscht bin. Ich verleugne nichts und zeige ihm auf wie ich mit meinen Gefühlen umgehe.


Ich möchte mich nicht vor ihm verstellen müssen und gute Miene zum bösen Spiel machen, ich lebe meine Gefühle aus  - denn nur so kann er selbst ein gutes Gespür dafür entwickeln wie es ihm selbst mit sich geht. Er soll wissen das er bei mir so sein darf wie er ist, das er sich nicht verstellen muss und andere Gefühle vortäuschen muss, er darf seine Gefühle ausleben und akzeptieren. Er darf und soll so sein wie er ist. Nur durch mein authentisches Verhalten lernt er selbst sich zu reflektieren, anzunehmen und seine Gefühle nicht zu unterdrücken. Er lernt sich selbst anzunehmen, wahrzunehmen und zu akzeptieren. 

Das was ich selbst als Kind vermittelt bekam werde ich niemals auf ihn übertragen. Kinder die ihr Leben lang ihre Gefühle unterdrücken und leugnen mussten, die nicht gesehen und gehört wurden, die sich nie eine eigne Meinung haben bilden dürfen geschweige denn diese zu Worten werden lassen durften, die nie ihren Ärger, ihre Wut, ihre Freude oder Liebe teilen durften und konnten - all das habe ich erlebt und es brauchte Jahre um diese unterdrückten Gefühle heraus zulassen und zu befreien. Ich weis was es mit einem Menschen macht der fast sein ganzes Leben seine Gefühle unterdrücken musste und ich weis auch das ich mir das für meinen Sohn niemals wünsche. Nur durch meine ehrliche, aufrichtige, echte und authentische Menschlichkeit lässt sich das vermeiden. Ich werde meinem Sohn immer mit gutem Beispiel voran gehen und seine Gefühle respektieren, er soll wissen das er bei mir seine Gefühle immer ausleben darf. Unterdrückung findet keinen Platz mehr in meinem Leben, lange genug hat diese mittlerweile bei und in mir gelebt, und es war ein langer Weg - heute wohnt die Authentizität in mir. Authentisch sein, das fühlt sich ganz wunderbar richtig an.


Mein lieber Sohn, ich werde dir immer ehrlich und aufrichtig gegenüber treten, deine Gefühle immer annehmen und dich respektvoll begleiten.

Verena


2 Kommentare :

  1. Liebe Verena,
    in vielen Dingen sprichst du mir aus der Seele - ein toller Beitrag, vielen Dank dafür!
    Lg Ricarda

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  2. Sehr schön geschrieben! Toll dass du es anders machst, dass du so reflektiert hast und jetzt einfach die Liebe fließen lassen kannst!

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