Kennt Ihr das auch, Ihr seid zu Besuch bei
anderen Eltern und alles blitzt vor Sauberkeit, fast so als könne man sich
darin spiegeln, keine Krümel, keine Fussel, keine Sachen die irgendwo herum
liegen - Nichts? Nichts, also so gar nichts von alledem. Meist liegt auch kein
Spielzeug verstreut herum, sondern das ganze Spielzeug ist fein säuberlich
angeordnet, so als hätte man sich stundenlang überlegt was wo zu stehen hat?
Oft habe ich mir überlegt einfach Mal zu fragen "Und, wie lange hast du
saubergemacht?" Nur so zum Spaß, um die Reaktion, die Mimik meines
Gegenübers zu sehen, zu spüren. Ich würde meine Frage fortfahren mit
"Du, es hätte mir nichts ausgemacht Dein Zuhause so vorzufinden wie es
immer ist, ich glaube ich hätte mich darin wohler gefühlt". Wir machen es
alle, jeder macht es und ich wette Du ertappst dich soeben auch dabei. Dieser
Putzwahn und Wahn alles perfekt machen zu wollen unter Müttern muss endlich ein
Ende nehmen, machen wir uns doch nichts vor und sind wie wir sind. Wir hätten
so viel mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge - für unsere Familie.
Inszenierung: Unter Inszenierung versteht man das Einrichten und die öffentliche
Zurschaustellung eines Werkes oder einer Sache.. Im weiteren Sinne kann auch
jede andere Form der bewusst eingerichteten Darstellung als Inszenierung
bezeichnet werden....Auch heute noch
spricht man davon, dass es sich bei einer Theateraufführung um eine „gelungene
Inszenierung“ handle. Gelungenheit einer Inszenierung meint heute jedoch nicht
mehr so sehr die korrekte, möglichst Werktreue Aufführung eines Stücks, sondern bezeichnet ein
allgemeines Lob im Sinne einer „guten Aufführung“. - Quelle Wikipedia
Ganz besonders aber bemerke ich diese Inszenierung unter Bloggern, auf den Blogs und bei
Instagram. Gerade bei Instagram, dort habe ich mich erst vor kurzem angemeldet,
scheint jedes oder jedes zweite/dritte Bild gestellt
zu sein. Besonderes Augenmerk lege ich bei Elternblogs auf die Bilder der
Instagramaccounts. Alles ist immer so steril, in Weiß gehalten "halllooo
weiß und Kinder, das passt so zusammen wie sich die Zähne zu putzen während man
gerade Schokolade isst". Ihr wisst was ich meine oder? Ein Kind was hoch
gestylt in mega teuren Klamotten bei der Gartenarbeit hilft, oder irgendwas mit
Beeren isst, oder im Matsch spielt. Die Klamotten könnte man im Prinzip danach
fast nur wegschmeißen "wenn, ja wenn, sich dieses Kind auch nur irgendwie
schmutzig machen würde". Auf diesen Bildern immer keine Spur von Flecken.
Die Kinder stehen wie drapiert im Gemüsebeet oder halten irgendwas Cooles zu
Essen in der Hand (möglichst so das davon nix auf den Klamotten landet) aber
die Eltern welche das Bild mit uns Followern teilen, möchten
uns ernsthaft versuchen dieses Bild zu verkaufen. Verkaufen, klar denn jeder
Follower und jedes Like, jeder Kommentar zählt in der Bloggerwelt. Durch all die Inszenierung vergisst sich manch einer glaube ich selbst. Ist doch so
oder? Kommt das "gestellte" Bild gut an, sieht es gut aus, lacht mein
Kind fröhlich auf ihm, passen die Farben der Klamotten des Kindes zu meinem
Hintergrund, ist die Anordnung von Hintergrund und dem Fokus des Bildes
richtig, jetzt noch kurz still dastehen damit Mama oder Papa auf den Auslöser
drücken kann. Bild hochladen, schnell noch einen Text dazu der möglichst eine
breite Zielgruppe anspricht = alles richtig gemacht.
Aber Mal ganz ehrlich und unter Uns, wir
sind ja hier unter uns und wer liest schon diesen kleinen Blog hier - Sprechen
Euch solche gestellten und unpersönlich, nix sagenden Bilder an? Lösen sie in
Euch Emotionen aus und glaubt Ihr an die Wahrheit hinter dem Bild? Ich nicht.
Ich kann jemanden nicht ernst nehmen der seine Kinder mit Matsch, bunten
Farben, Früchten, Essen (das erst bei dem 4. Waschgang wieder aus dem Teil
herausgehen würde) ernst nehmen, wenn dass Kind ein sauteures Designer Stück in
der Farbe Weiß trägt. Genauso wenig lässt man doch sein Kind nicht in
Designerklamotten im Garten spielen oder doch, weil man es sich leisten kann
das Teil einfach zu entsorgen und ein neues Teil stattdessen in den
Kleiderschrank einziehen zu lassen? Hm, meine Söhne tragen im Garten
beispielsweise gefühlt nur Lumpen, weil mir alles andere oft viel zu schade ist
und ich selbst früher als Kind das so vorgelebt bekam. Garten = alte Klamotten,
die schmutzig werden dürfen und auch sollen. Der Garten steht hier nur als
Metapher für alles Weitere wo Kinder sich schmutzig machen könnten und auch
sollen. Das ist es doch was Kinder sollen. Sie sollen spielen, sich dreckig
machen, ihre Kindheit die sowieso so kurz andauert in vollen Zügen genießen,
sie ausleben, frei, wild und Kind sein. Keine kleinen gestellt und hin
drapierten Modepüppchen, die von den Eltern an Ort und Fixpunkt, zwischen Piano
und aufgeräumte Essecke gestellt wurden. Sieht es bei den wirklich so aus, im
gesamten Haus, frage ich mich immer, wenn ich solche Bilder sehe. Blitzblank,
immer aufgeräumt, stylisch und nur die teuersten Kinderzimmeraccessoires in
Reih und Glied, farblich und vom Muster immer perfekt aufeinander abgestimmt
wie die Kinderkleidung eben selbst. Klar, werden die meisten gesponsert. Ohh
Aufschrei und welch Erkenntnis. Solche Bilder und perfekt inszenierten Blogs,
perfekt inszenierte Familien und perfekt inszenierte Kinder als Einnahmequelle
machen mich so verdammt müde und langweilen mich. Sie zeigen nichts von dem
Menschen, besitzen keinerlei Persönlichkeit und alles ist gestellt.
Wir haben alle kleine Fehler und sind
damit nicht allein. Was ich mag, sind Menschen die so sind wie sie sind, sich
nicht versuchen auf Biegen und Brechen zu verstellen, immer auf der Suche nach dem perfekten Bild. Gestellte und drapierte Bilder kann ich nicht mehr sehen. Bilder die
Geschichten erzählen, dass ist es doch was berührt. Ich will mehr solcher Bilder im
weiten Netz sehen, Bilder die sich verbreiten, weil sie authentisch sind, die Geschichte die dahinter
steht eine ehrliche ist.
Dieses Phänomen kennt denke ich jeder von
uns. Kurz bevor der Besuch kommt noch Mal schnell putzen man will schließlich
den besten Eindruck hinterlassen und zeigen, so wie es bei dir aussieht sieht
es auch hier aus. Was du kannst kann ich schon lange, so in der Art. Ich wette,
jede von uns tut es, jede von uns räumt auf und putzt noch Mal ordentlich das
Haus und jede noch so kleine Ecke (die bisher vor sich hin verstaubte) weil man
sich nicht für das Chaos schämen möchte. Aber weshalb eigentlich?
Ist es doch das Chaos was uns gerade so
interessant macht. Sollten wir stattdessen nicht etwas toleranter und ehrlicher
untereinander sein, unter uns Müttern und Vätern (wobei die Väter eher weniger
den Haushalt machen). Staub einfach Staub sein lassen, rumliegendes Spielzeug
einfach an Ort und Stelle liegen lassen statt es Stundenlang fein säuberlich
anzuordnen oder in ihren Spielzeugkisten verschwinden zu lassen, den Papierkram
nicht extra in die unterste Schublade kurzzeitig verfrachten, das Haus nicht parfümieren,
polieren, sterilisieren. Es einfach so lassen wie es ist - schließlich erzählt
es eine Geschichte, unsere als Familie, die einer jeden Familie. Unser Haus und
seine Geschichte, spiegelt unser Leben wieder, unser Familienleben, einfach Uns
wieder. Es wäre doch schade um jede dieser Geschichten die in einer der
untersten Schubladen verschwindet, quasi ausradiert wird und stattdessen durch
etwas Banales wie einem aufgeräumtem Tisch ersetzt zu werden. Denn dieser
Tisch, wie er so dasteht, aufgeräumt, blitzblank, leer und steril welche
Geschichte mag dieser Tisch wohl noch erzählen? Sicherlich keine von Abenteuer,
Freude, von Geborgenheit von sich wohl fühlen, keine von wilden und leisen
Zeiten, von verträumten oder verkuschelten, von verschnupften und gestressten.
Der Tisch wirkt schlicht und einfach - inszeniert und aufpoliert. Das ist nicht
unser Leben, das sind nicht wir.
Für mehr Toleranz und Ehrlichkeit unter Eltern und im Netz. Lassen wir das Theater sein und geben unserem Leben wieder die Hauptrolle. Dafür das wir so sein können und uns trauen zu sind wie
wir sind, mit all unseren Macken. Für mehr unaufgeräumte, chaotische Tische,
für Staub statt Desinfektionsmittel, für Küchen in denen sich das Geschirr
stapelt, für Kinder die voller Dreck von ihrem Abenteuer erzählen, für
Spielzeug das unsere Häuser durchflutet, für mehr Häuser die Geschichten vom
wahren Leben erzählen, für authentische Bilder/Blogs/Accounts, für mehr Mensch sein statt Schein
unter Eltern und im Netz.
unter Eltern und im Netz.
Verena