In knapp 2 Wochen wird unser Sohn 2 Jahre
alt. Zwei wundervoll, aufregende, spannende Jahre Elternzeit die bis zum Rand
voll mit Liebe gefüllt sin, liegen bereits hinter uns und die Zeit verging wie
im Flug. Noch immer lässt mich mein Gefühl sagen "Gestern war doch erst
die Geburt" und vorgestern saß ich mit meiner Babykugel noch am See und
genoss meine Schwangerschaft. Irgendwie gingen diese zwei Jahre an uns Eltern
so schnell vorüber, unser Sohn zeigte uns mit jedem Tag worauf es wirklich im
Leben ankommt und schenkte uns mit jedem Moment - reines und pures Glück. Seit
dem ersten Tag der Geburt gab es uns nur noch im Dreierpack - als Familie zu
haben, und egal was unternommen wurde oder wozu wir eingeladen wurden wir waren
immer als Familie dort. Für uns war es selbstverständlich, unser Sohn gehört zu
uns und wir wollten ihn immer und überall bei uns haben und unsere Zeit und
alle Erlebnisse gemeinsam verbringen und erleben. Dinge wie abends ausgehen,
feiern gehen oder Konzertbesuche sind für uns persönlich keine Kriterien auf
die wir als Eltern besonders großen Wert, nämlich keinen Wert legen. Alles
andere wurde in den 2 Jahren immer gemeinsam unternommen, unser Sohn hätte uns
bei Unternehmungen einfach zu sehr gefehlt sodass wir auf ihn nicht verzichten
wollten und konnten. Demnach gab es auch nie so etwas wie mal 1-2 Stunden
"Eltern-Freizeit" oder mal in Ruhe Einkaufen, zum Friseur, Kino oder
zu Freunden gehen ohne sein Kind dabei zu haben, dass gab es nie in den zwei
Jahren.
Weshalb
Es gibt keinen bestimmten
Grund dafür weshalb wir unsere Zeit immer gemeinsam verbrachten, für uns
persönlich ist es normal alles gemeinsam zu unternehmen und unser Kind an
unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen. Es fühlte sich von Anfang an gut an -
als Familie. Wir wären auch niemals von selbst auf die Idee gekommen den Sohn
mal abzugeben für ein paar Stunden um alleine als Eltern was unternehmen zu
können oder Zeit für sich als Eltern zu haben - dass war uns auch niemals
wichtig weil wir glücklich damit waren wie es ist und daran nichts vor hatten
zu ändern. Auch hätte es nie ein Problem für unseren Sohn dargestellt da er
auch gut ohne uns zurecht gekommen wäre, wenn wir gewollt hätten (dass sahen
wir zu genüge wenn wir bei den Großeltern zu Besuch waren). Er hat es uns
leicht gemacht und uns gezeigt dass wir uns auch mal Zeit für uns beide nehmen
könnten, aber wir Eltern waren noch nicht bereit dafür. Auch lag es nicht daran
das wir unseren Sohn nicht hätten "abgeben können" wie es so oft
heißt, das Wort abgeben ist in der Regel auch eines der Worte welche ich ganz
grässlich und schrecklich finde. Klar hätten wir gekonnt aber es war
schlichtweg nicht in unserem Interesse, es war uns zu früh.
Sich nicht dazu drängen lassen - von der
Außenwelt
Oftmals lese ich in Eltern-Gruppen oder
höre im Bekanntenkreis wie Mütter dazu gedrängt werden sei es von den eigenen
Eltern, von den Schwiegereltern oder von Freunden "mal ihr Kind
abzugeben" um sich mal eben "Zeit für sich als Paar zu nehmen"
oder die Beziehung zwischen den Eltern wieder "aufleben zu
lassen".... Viele lassen sich durch solche Sätze und weitere wie "Ihr
seid doch auch noch ein Paar", "euer Kind ist doch bereits 3 Monate
alt" ,"macht doch mal was für euch", "Ihr könnt euer Kind
nur nicht abgeben" usw. von der Außenwelt negativ beeinflussen und richten
sich danach obwohl es ihrem eigenen persönlichem Interesse nicht entspricht.
Viele geben dann nach weil die Großeltern oder Schwiegereltern auch mal das
Kind für sich haben wollen, oder um ihnen eine Freude zu machen, oder um es
ihnen recht zu machen oder was auch immer - dieser Ansatz ist in meinen Augen
vollkommen falsch und führt nur dazu das man sich hinterher schlechter fühlt
als vorher. Es spielt keine
Rolle wann man sich das erste Mal Zeit als Paar nimmt, was zählt ist das dies
nach seinem eigenen Bedürfnis geschieht und man hinter dieser Entscheidung zu
100% stehen kann mit einem guten Gewissen. Alles andere, was sich nicht gut
anfühlt und erzwungen ist sollte man lassen.
Die Zweisamkeit antesten - Wann ist der
richtige Zeitpunkt?
Zu Weihnachten wünschte ich mir einen
Gutschein zum Frühstücken, den wir bekamen. Der war zuerst dafür gedacht als
Familie frühstücken gehen zu können. Ein paar Monate später lag der Gutschein
noch immer unberührt rum und wir Eltern verspürten so langsam nach ein wenig
Zweisamkeit. Ein halbes Jahr später, im Juni, gingen wir dann zu zweit das
erste Mal Frühstücken und der Sohn (23 Monate alt) freute sich über die
gemeinsame Zeit mit seinem Großvater. Es waren nicht einmal 2 Stunden, wir waren
ganz in der Nähe vom Opa aber wussten auch das es kein Problem darstellen wird
denn der Sohn war sehr gut drauf und freute sich darauf Zeit ganz alleine mit
seinem Opa zu verbringen. Es war schön einmal ganz in Ruhe und in ruhiger
Atmosphäre Frühstücken zu können, es war schön Gespräche zu führen die sich
nicht aufs Kind bezogen, es war schön sich ganz auf sich als Paar zu
konzentrieren und vor allem war es schön mal heißen Kaffee trinken zu können.
Dennoch blieb es bei unserem ersten Frühstück auswärts nicht aus das wir beide
an unseren Sohn dachten, fast ununterbrochen und auch viel über ihn redeten
obwohl wir doch nun Zeit für unsere Zweisamkeit hatten. Es war schön, aber wir
vermissten ihn sehr und freuten uns ihn wieder in unsere Arme zu schließen. Wahrscheinlich hatten wir ihn mehr
vermisst als er uns beide.
Der richtige Zeitpunkt - fühlt sich gut an
Die Sehnsucht nach gemeinsamer Zeit, nur
für uns als Paar wuchs die nächsten Wochen stark. Wir unternahmen viel als
Familie wie immer, dennoch wünschten wir uns einmal schick essen gehen zu
können ohne Kind. Einen Monat später, letzten Samstag, war der richtige
Zeitpunkt für uns gekommen - die
erste Zeit als Paar und Zeit für Zweisamkeit fühlte sich gut und richtig an. Für 3 Stunden waren wir nachmittags
bei einem Inder schick essen und sprachen dieses Mal über uns. Wir genossen die
kleine Auszeit und Zeit als Paar und versuchten in Gedanken im Hier und Jetzt
zu verbleiben, auch wenn wir beide mit unseren Herzen bei unserem Sohn waren.
Solch eine kleine Auszeit tat gut, schöpfte neue Kraft, Energie und sie fühlte
sich richtig an weil der Zeitpunkt der richtige für uns war. Zwei Jahre hat
dieser Schritt uns Überwindung gekostet und früher wäre es für uns beide
Elternteile persönlich nicht in Frage gekommen. Solch eine Unternehmung als
Paar ist noch einmal etwas ganz anderes, als abends Zeit miteinander zu
verbringen wenn das Kind bereits schläft, auch dann ist Zeit für Zweisamkeit
und für Gespräche die oftmals zu kurz kommen.
Wir genossen unsere erste Zeit als Paar nach
zwei Jahren sehr, aber werden auch in Zukunft nicht die Eltern sein die ihr Kind
"öfters mal abgeben um Zeit für sich als Paar zu haben", denn
dafür verbringen wir einfach zu gerne unsere Zeit als Familie - alle drei
gemeinsam. Zu dritt fühlt es
sich für uns persönlich noch immer am schönsten und einfach komplett an. Zeit für Zweisamkeit gibt es zu genüge
wenn unser Kind schläft und falls uns doch mal nach etwas
"Eltern-Freizeit" ist wird sich der Großvater auch riesig über
gemeinsame Zeit mit seinem Enkel freuen.
Der persönlich richtige Zeitpunkt ist
individuell und hängt von jedem Elternteil selbst ab, wann dieser letztendlich zustande
kommt steht jedem frei. Der beschrieben Text handelt von unserer ganz
persönlichen Einstellung und beschreibt unser persönliches Empfinden als Mutter
und Vater.
Verena
Ich kann es nicht anders sagen als: DANKE DANKE DANKE für diesen Text!!! Unsere Maus ist 8 Monate und wir müssen uns permanent anhören lassen, dass wir doch viel zu sehr glucken, Helikopter-Eltern seien, unsere Ehe an fehlender "Eltern-Freizeit" kaputt gehen würde, etc. Wir empfinden das als sehr verletzend und fühlen uns von unserer Umwelt oft unverstanden. Wir genießen jede Sekunde mit unserer Kleinen und die Zeit geht doch so schnell vorbei. Wieso muss ich mein Kind "abgeben" wollen? Wir genießen gute Filme lieber alle zusammen (incl. Katzen) kuschelnd im Bett als gezwungen leise zwischen Fremden im Kino, ist das so absurd? Vielen lieben Dank, liebe Verena, dass du uns gezeigt hast, dass wir nicht die Einzigen sind!
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