10 Monate trug ich dich in mir - unter
meinem Herzen. Ich hielt dich geborgen, warm und passte auf dich auf. Ich
beschütze dich, hatte Angst um dich und trug dich ganz nah unter meinem Herzen.
An einem heißen Sommermorgen kamst du in unsere Familie. Die Verbindung durch
die Nabelschnur bestand nicht mehr, aber wir waren weiterhin durch ein
unsichtbares Band verbunden. Als ich dich, mein Sohn, das erste Mal sah und in
den Armen hielt wusste ich - was bedingungslose Liebe heißt, denn du hast
mich ab dem ersten Moment bedingungslos geliebt und ich dich. Ab diesem Moment
schlug mein Herz in deinem Körper, wir waren noch immer verbunden - wir waren
eins.
Den ersten Tag verbrachtest du auf mir und
meinem Körper. Du wurdest gestillt, gekuschelt, gestreichelt, geküsst. Du
schliefst auf und neben meiner Brust. Das Beistellbettchen benutzen wir nicht,
du schliefst bei uns im Familien-Krankenhaus-Bett. Dein kleiner warmer Körper
war ganz nah an meinem, wir kuschelten uns aneinander so dass kaum Luft
zwischen uns passte. Ich atmete deinen wundervollen, ganz besonderen Duft ein
und hielt dich ganz feste - die ganze Nacht. Deine kleinen Hände umschloss ich
mit den meinen, dein Kopf lag an meinem Herzen und deine kleine Nasenspitze
roch den Duft meiner süßen Muttermilch. Die ganze Nacht und die ganzen Tage im
Krankenhaus verbrachten wir Haut an Haut, Körper an Körper und Herz an
Herz gemeinsam zu dritt.
Wir wurden in die große Welt entlassen und
ich durfte dir endlich unsere - deine neue Welt vorstellen. 10
Monate kanntest du nichts anderes als den dir so bekannten, lieb gewonnenen,
warmen, dunklen, geborgenen Ort in dem du getragen wurdest. Plötzlich war alles
anderes, vollkommen neu und fremd für dich. Es war kalt, grell, hell, laut und
unbekannt für dich. Diese neue Welt war dir nicht geheuer und am liebsten wärst
du wieder in deiner warmen Blase. Ich bin da für dich. Die ersten Tage wurden zu
Wochen und zu Monaten. Noch immer schliefst du an und neben meiner Brust,
tagsüber wie nachts. Wir verließen das Bett oder die Couch nur um auf die
Toilette zu gehen, etwas zu essen und um zu duschen, sonst war da nichts -
außer wir zwei. Wir zwei kuschelten die gesamten Tage, Wochen und Monate. Ich
erzählte dir, ich sang mit dir, las dir vor und sprach mit dir. Wir
beschäftigten uns gemeinsam und spielten miteinander. Wir hatten immer
Körperkontakt, schenkten uns gegenseitig Liebe, Nähe, Geborgenheit und Wärme.
Es gab nicht viel zu erledigen. Im Haushalt wurde das nötigste gemacht, du
sahst mir dabei zu aus deiner Trage oder schliefst oder du warst während dessen
mit Haushaltsgegenständen beschäftigt. Wo immer wir waren, trug ich dich
weiterhin bei mir - ganz nah an meinem Herzen. Ich trug dich bei der
Hausarbeit, beim Spaziergang, im Cafe´, ich trug dich im Garten und bei
Verwandten, in deiner Trage. Ich trug dich 10 Monate in mir und nach deiner Ankunft weiter durchs Leben.
Mit dem Tag deiner Geburt wurdest du aus
deiner kleinen geborgenen Welt gerissen, deine Welt wurde zwar zu einer anderen
doch die Wärme, Liebe, Geborgenheit und Nähe war noch immer die gleiche. Ab dem
ersten Tag deiner Geburt habe ich dich beschützt, auf dich Acht gegeben und dir
all meine Liebe geschenkt. Ich habe dich ernährt mit meiner süßen Muttermilch, dich
getragen, dich gewärmt und für dich gesorgt. In dieser Zeit hast du auf mir und
meinem Mutterkörper gelebt. Wir waren ab dem ersten Tag eine Einheit und
schenkten uns gegenseitig Nähe und Geborgenheit. Ich war für dich da als du
mich gebraucht hast und gab dir weiterhin das was du benötigt hast und gewohnt
warst. Ein halbes Jahr verging so, Herz an Herz.
Du wurdest mobiler und selbstständiger. Du
fingst an zu krabbeln, konntest früh laufen und entdecktest deine Welt voller
Tatendrang, mit jedem neuen Tag. Du wurdest selbstständiger und groß, doch an
deinen Kuscheleinheiten, Stillmahlzeiten, Tragezeiten und an
Mamas-Körper-Schlafzeiten hat sich nichts geändert. Noch immer bist du sehr
verschmust und suchst meine Nähe so oft wie möglich, dass ist schön weil ich es
auch genieße. Unsere Beziehung ist sehr innig, sehr liebevoll und vor allem
geborgen. Mittlerweile bist du 2 Jahre alt und ein sehr selbstbewusster,
selbstständiger Junge voller Energie. Mit jedem neuen Tag wirst du größer und
mit jedem neuen Tag wird mir klar wie schnell unsere erste kostbare Zeit
vergangen ist. Kostbar und absolut einmalig. Du brauchst meine Hilfe immer seltener, genau wie meine
Muttermilch und die Kuscheleinheiten - doch der gemeinsame Schlaf ist uns
geblieben und die Erkenntnis, dass unsere erste Zeit, Herz an Herz, die kostbarste Erfahrung und das schönste Erlebnis in
meinem Leben war - durch Dich mein Sohn.
Erst lebtest Du in mir.
Danach auf mir und meinem Mutterkörper.
Danach auf mir und meinem Mutterkörper.
Heute lebe ich mit Dir.
Herz an Herz.
Mein Herz in Deinem Herzen,
Dich auf Deinem Weg begleitend.
Dich auf Deinem Weg begleitend.
Verena
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