Es ist bereits 3 Jahre her doch die
Erinnerungen an damals sind so präsent als wäre es gestern gewesen. In den 3
Jahren ist viel passiert, viel schönes, neues Leben entstand wir bekamen einen
Sohn und wurden dieses Jahr mit einer erneuten Schwangerschaft beschenkt. Neues
Leben entstand wo altes Leben beendet wurde. Um genau zu sein entstand sogar
3-fach neues Leben.
Im Jahre 2012 verlor ich 3 geliebte
Menschen. Drei Menschen die alles für mich waren, mein Leben, mein Lebenssinn,
mein Herz. Innerhalb kürzester Zeit musste ich 3 mal Abschied nehmen, ich
musste kämpfen, ich musste weinen, ich musste schreien, ich musste loslassen,
ich musste geliebte Hände los- und frei lassen. Ich musste auf 3 Beerdigungen
gehen, ich musste lernen damit umzugehen ohne daran zu zerbrechen, ich musste
eine Therapie machen die ich wieder abbrach weil es mich zerbrach. Ich musste
mich isolieren, ich musste alleine sein, ich musste die Stille ertragen, ich
musste sie gehen lassen völlig unvorbereitet ohne mich verabschieden zu können
- denn es war bereits zu spät.
Ich konnte mich nicht verabschieden. Ich
konnte ihnen nicht ein letztes Mal "ich liebe dich" sagen und ich
konnte mich nicht für all die wunderschöne Zeit die ich mit ihnen verbringen
durfte bedanken. Ihnen nicht sagen wie schön es mit ihnen war und wie sehr sie
mir etwas bedeuten. Ich konnte ihnen nicht ein aller letztes Mal mein
Herz schenken, ausschütten und mitgeben.
Ich hätte so gerne ein letztes Mal ihre
Stimme gehört, ihnen in die Augen gesehen, sie so festes umarmt wie es nur
geht, geküsst, über den Kopf gestreichelt, ihre warmen Hände gehalten und ein
paar Worte von ihnen gehört. All dies und noch so viel mehr hätte ich gerne erlebt. Es
war zu spät.
Ich hatte keinen guten Start in das Jahr
2012. Eine schwierige Zeit lag bereits hinter mir und es sollte nicht besser
werden. Im Januar 2012 verstarb
meine Oma, mütterlicherseits. Wenn ich mich an den Moment versuche zurück zu
erinnern ist alles nur verschwommen. Was ich weiß ist, dass ich einen Anruf
meines Vaters bekam, er teilte es mir mit, völlig unvorbereitet und noch nie
zuvor erhielt ich solch eine Nachricht, traf es mich zutiefst. Ich war im Schock
zustand, eine ganze Weile und ich erlitt einen Nervenzusammenbruch. Mein Freund
war sofort für mich da und auch mein Vater kam kurze Zeit später. Ich betäubte
sofort meine Nerven und Gedanken mit Tavor. Wollte nichts mehr wissen, nichts
spüren, nichts hören und niemanden sehen, den Schmerz nicht ertragen, einfach
wegspülen - weit weit weg. Ich war weg, ich war abwesend, ich war betäubt und
ich spürte nicht viel - nur so war dies erträglich. Kurze Zeit später fuhren
wir ins Krankenhaus, die ganze Familie war bereits da, ich war die letzte die
dazu kam doch viel von dem was passierte bekam ich nicht mit. Wir durften uns
verabschieden noch an dem Tag, bevor sie die lebenserhaltende Maschine abstellten - für immer. Verabschieden,
wenn die Nachricht noch gar nicht wirklich angekommen und verarbeiten werden
konnte fiel mir unfassbar schwer. Es erschien mir nicht wirklich, nicht real,
nicht begreiflich. Ich war wie gelähmt und noch immer im Schock zustand. Sie
war kurze Zeit zuvor zu Weihnachten bereits einmal im Krankenhaus und ich
konnte noch mit ihr reden, sie umarmen und ihr sagen, dass ich sie lieb habe,
ich konnte mich verabschieden. Ich betrat als letzte das Zimmer und ihr Bett,
nicht alleine dafür besaß ich nicht die Kraft. Ich glaube ich musste gestützt
werden von links und rechts. Der Anblick geht mir heute nicht mehr aus dem
Kopf, es war kein schöner Anblick sie so zu sehen. Die Erinnerungen sind sehr
verschwommen. Ich verabschiedete mich, ich umarmte sie, ich küsste sie auf die Wange und Stirn, ich sagte ihr, dass ich
sie liebe, ich gab ihr eine Kette von mir mit auf den Weg. An der Kette war ein
Edelstein mit einem Schutzengel eingeschliffen, den ich sonst trug. Ich musste
gestützt werden, ich wurde gehalten, ich wurde aufgefangen und umarmt. Ich weiß
nicht wie ich nachhause kam und wie die nachfolgenden Tage und Wochen abliefen,
sie gingen an mir vorüber wie ein Schleier. Aber ich erinnere mich noch sehr
genau welches Lied lief als ich die Nachricht am Telefon bekam und welches Lied
lief als wir vom Krankenhaus nachhause fuhren, nachdem ich sie das letzte Mal
sah - meine geliebte Oma.
Ein halbes Jahr verging. Es war im Juli 2012. Die Zeit war schwer und noch immer von
Trauer, Leere und Schmerz gefüllt. So viele Fragen blieben offen. Meine
Gefühlswelt war durcheinander, ich stand still. Es gab wenige schöne Tage und
Momente. Mein Mann und ich beschlossen einen Tag in die Therme zu fahren, ohne
Handy, nicht erreichbar sein, einfach einen Tag für ein paar Stunden mal
abschalten zu können. Ich war jahrelang nicht mehr im Schwimmbad oder der
Therme gewesen und hielt dies für eine sehr gute Idee. Einen neuen Bikini
kaufte ich mir, dann verbrachten wir den Tag in der Therme. Es war wunderschön,
es war ablenkend, ich hatte Spaß, ich lachte wieder, ich war annähernd glücklich,
meine Gedanken waren frei, es tat mir einfach unendlich gut. Ich fühlte mich
wohl, sicher, geborgen und aufgehoben. Mein Mann war für mich da und gab mir
den nötigen Halt, ohne ihn wäre ich nicht mehr aus dem Haus gegangen. Es waren
die schönsten Stunden in der Therme seit langem und wir verließen die Therme
mit einem guten Gefühl, ein klein wenig Fröhlichkeit schlich sich sogar in mein
Gesicht. Im Anschluss wollten wir noch etwas Essen gehen, bevor wir nachhause
fuhren. Es war bereits Abend. Vor dem Restaurant stehend klingelte das Handy
meines Mannes, ich hatte meines Zuhause gelassen und seines war aus und wurde
gerade erst eingeschaltet. Mehrere Anrufe meines Vaters in Abwesenheit. Er war
aufgebracht, er war sauer weil er uns nicht erreichte, er machte sich Sorgen.
Er teilte mir mit das mein Opa, väterlicherseits im Krankenhaus liegt, es ihm
nicht gut ginge und wir ihn heute nicht mehr aber morgen besuchen kommen
sollen. Natürlich bestand ich darauf ihn noch am selben Tag besuchen zu wollen
aber man sagte mir ich solle erst morgen zu ihm, die meisten Familienmitglieder waren jedoch an
diesem Tag bereits bei ihm im Krankenhaus. Mit einem unwohlen Gefühl und den
Appetit verdorben machten wir uns auf den Heimweg. Meine Nerven waren völlig am
Ende. Der Tag war eine Achterbahn der Gefühle - erst ein Auf und dann ein
starker Abfall Hinunter, von 0 auf 100. Die Nacht war grausam, an Schlaf war
nicht zu denken ich wollte, dass die Nacht so schnell wie möglich endet um ihn
besuchen zu können. Als ich aufstand hatte ich bereits mehrere Anrufe in
Abwesenheit auf meinem Handy, von meiner Oma, Mutter, Vater und Onkel. Und
einer SMS in der stand, ich solle erst zurück rufen bevor ich ins Krankenhaus
zu meinem Opa fahre. Ich rief direkt meine Oma an weil ich dachte wir sollen zu
einer anderen Besuchs-Uhrzeit kommen. Mein Onkel ging ans Telefon, das war
seltsam denn normalerweise geht meine Oma an ihr Telefon. Er teilte mir mit das
mein Opa in der Juli-Nacht verstorben ist. Es traf mich wie ein Schlag und zog
mir den Boden unter den Füßen hinweg. Ich verstand nicht was los war und
passiert ist, sagte man mir doch am Tag zuvor es sei nichts Schlimmes und ich
solle ihn erst am nächsten Tag besuchen kommen. Hätte ich doch nur auf mein
Bauchgefühl und mein Herz gehört und nicht auf die leeren Worte der Familie. Es
war schlimm und die Situation lässt sich nicht in Worte fassen oder
beschreiben. Meine ganze Familie wusste und hat miterlebt wie sehr mich noch
immer der Tod meiner Oma belastete, jetzt kam der meines Opas hinzu. Das Fass
war so voll das es überlief. Die Familie und auch meine Oma legte mir nahe ihn
nicht besuchen zu kommen und nicht persönlich Abschied zu nehmen, sondern ihn
so in meiner Erinnerung zu behalten wie ich ihn kenne. Ich hätte dies in 2
Tagen tun können doch entschied mich, auch aufgrund dessen das mich noch immer
der Tod meiner Oma so stark belastete, nicht hinzugehen. Es fiel mir
unglaublich schwer, es belastet mich noch heute nicht bei ihm gewesen zu sein,
und ich mache mir starke Vorwürfe weil ich den Vortag nicht erreichbar war.
Weil ich den Tag in der Therme war, ohne Handy. Es belastet mich, dass ich
nicht auf mein Herz gehört habe, ihn nicht noch am Vortag besucht habe weil es
mir so gesagt wurde. Ich hätte ihn so gerne noch ein letztes Mal in den Arm
genommen, ihn geküsst und ihm gesagt, dass ich ihn über alles auf dieser Welt
liebe. Mein Opa war mein Herzensmensch und er hatte/hat einen unfassbar großen
Stellenwert in meinem Leben. Er war alles für mich zusammen mit seiner Frau,
meiner Oma. Meine Oma, sie ist mir geblieben als einzige Bezugsperson die mein
Herz und meine Seele berührt. Der Gedanke daran, gibt mir ein klein wenig der
Hoffnung zurück die mir genommen wurde.
Meine Emotionen, meine Gefühle, meinen
Körper und mein Herz betäubte ich wieder mit Tavor und anderen Medikamenten,
die mir verschrieben wurden. Nur so ertrug ich den Schmerz, die Trauer, die
Leere. Um mein Herz kümmerte sich mein Mann rührend - ohne den ich diese
schwere Zeit in meinem Leben niemals überstanden hätte. Er gab mir die Kraft, den
Halt, die Liebe und die Zuversicht weiter zu machen. Ohne Dich mein Schatz
hätte ich das nicht geschafft. Ich liebe Dich und ich danke Dir.
Nur zwei Wochen, nach dem Tod meines Opas
später verstarb
ein weiterer Mensch in meinem Herzen und Leben.
Mein Leben stand 3-fach still - innerhalb
eines Jahres. Meine Welt stand still und mein Herz tat es auch. Wenn ich daran zurück denke und beim schreiben diesen Artikels weinte ich bei jeder Zeile, dass ist gut den Schmerz muss raus. Die Wunde die
in diesem Jahr aufriss ist riesig und es bleibt eine Lücke zurück die sich
nicht füllen lässt. Es bleibt Trauer und Schmerz zurück und sehr viel Leere.
Was bleibt ist die Erinnerung, die Hoffnung, die Freude an das Erlebte und
unendlich tiefe Liebe und Dankbarkeit an die wichtigsten Menschen in meinem
Leben.
In tiefer Liebe und Dankbarkeit
an meine verstorbene Großmutter *Januar 2012
meinen verstorbenen Großvater *Juli 2012
und einen weiteren Menschen *August 2012.
Es folgt ein zweiter und dritter Teil.
Verena
Vielen Dank für die schönen Worte, die du deinen liebsten Menschen hast noch zukommen lassen in Gedanken und dass du sie nie vergessen wirst. Uns ging es dieses Jahr so, innerhalb von 4 Monaten waren wir bei drei Beerdigungen. Aber niemals haben wir uns komplett verabschiedet, nur um den Verstorbenen nochmal zu sehen. Manchen tut es gut, dass habe ich bei meiner Freundin erlebt, die sich von ihrem verstorbenen Mann verabschiedet hat, und sie dann auch noch eine Woche lang, jeden Tag beim Beerdigungsinstitut war und mit ihm gealbert hat, geredet, und einfach nur das Gefühl hatte, es wäre alles wie früher. Vielen Dank für deine schönen Worte.
AntwortenLöschenlg nancy