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Dienstag, 22. Dezember 2015

Unser Weihnachten: Konsum, materielles, selbstgemachtes und Zeit

In zwei Tagen ist Heiligabend und die darauf folgenden Tage sind mir bereits jetzt "zu viel". Nicht aufgrund meiner Schwangerschaft sondern vielmehr im Hinblick auf die Geschenke und die Anwesenheitspflicht bei Familie und Verwandten. Meine Familie die über 230km von uns entfernt wohnt können wir aufgrund der langen Autofahrt dieses Jahr nicht besuchen. Es ist mir einfach zu heikel und ich möchte dies in meinem hochschwangerem Zustand nicht riskieren, noch dazu der Stress den ich mir auch ersparen möchte. Zu gerne würde ich mein Weihnachtsfest gemeinsam mit meiner Oma verbringen, die mindestens einen der drei Feiertage alleine bei sich zuhause verbringen wird - dies bricht mir das Herz. Aber sogar sie hält es für besser das wir es dieses Jahr dabei belassen, ich mich schone und nicht komme.

Weihnachten war für mich schon immer eine ganz besondere Zeit. Weihnachten ist mir heilig und der liebste Tag im Jahr - nach dem Geburtstag meines Sohnes. Weihnachten ist für mich das Fest der Liebe, der Geborgenheit, des Zusammenhaltes im Kreise der Familie. Für mich steht nicht das "Beschenken und Beschenkt werden" im Vordergrund sondern das Zusammensein mit der Familie. Schon immer war es das Größte für mich, von Klein auf, die gesamte Familie an 3 aufeinander folgenden Tagen beisammen zu haben, in der Hektik des Alltages findet sich dafür selten eine Gelegenheit - außer an Geburtstagen - aber selbst da ist meist nicht die gesamte Familie beisammen. Bereits als Kind freute ich mich nicht über die vielen Geschenke die es von der Familie gab - ich freute mich über meine Familie, ich freute mich darauf umarmt zu werden, auf unser Festessen bei meinen Großeltern, auf die Gespräche und Spaziergänge, ich freute mich auf unser Beisammensein - das alles machte für mich Weihnachten aus bis heute. 

Mit den Jahren wurde ich älter und begriff immer mehr wie sehr Der Konsum, das Materielle und die Geschenke in unsere Familie und auch sonst in den meisten anderen Familien für das eigentliche Weihnachtsfest standen. Der Tag an sich fand keine Bedeutung mehr, er wurde nicht mehr gewürdigt. Weihnachten war nichts mehr als "Das gegenseitige austauschen von sinnlosen Gebrauchsgegenständen und Konsumgütern". Die Geschenke mussten möglichst teuer sein um sein Gegenüber überhaupt beeindrucken zu können. Auch heute 2015, wenn ich einen Tag nach Weihnachten meine Facebook Timeline überfliege fällt mir nur eines auf - Weihnachtsgeschenke müssen teuer, hochwertig, elektronisch und materiell sein!!! Sind sie dies nicht so kommen sie nicht von Herzen bzw. so erobert man mit ihnen keine Herzen. Dabei fällt mir auch immer wieder auf wie sich jeder gegenseitig profiliert, ganz nach dem Motto 
  • Ich hab den größten Tannenbaum
  • Ich hab das teuerste Handy
  • Mein Kind bekommt die meisten Geschenke
  • Der 4.Urlaub in diesem Jahr, cool
Dies und noch viel mehr sind Gründe weshalb ich kurz vor und nach Weihnachten Facebook meide. Es macht mich sogar leicht aggressiv all die Menschen zu sehen, denen Weihnachten nichts mehr als das Materielle bedeutet. Wenn Geschenke und der Konsum im Vordergrund stehen. Ich will dies nicht verallgemeinern aber zum Großteil ist es einfach wie es ist. 

Stattdessen - selbstgemachte Weihnachtsgeschenke

Ich verschenke zu Weihnachten selbst gemachtes und verpacke dies liebevoll. Wenn es meine Zeit erlaubt, dieses Jahr hatte ich aufgrund der Schwangerschaft und der vielen Termine kaum Zeit. Ich mache mir im Vorfeld Gedanken was ich schenken möchte und stecke all meine freie Zeit in diese Geschenke. Meist ist der Aufwand sehr groß und im Nachhinein kam es auch des öfteren vor das meine selbstgemachten Geschenke, die viel Aufwand bedarfen, kaum bis gar keine Beachtung fanden. Ich stand wochenlang in der Küche und backte möglichst viele verschiedene Plätzchen und Weihnachtsgebäcke, opferte dafür meine freie Zeit und im nachhinein wurde all dies wenig wertgeschätzt. Ja sogar fiehlen oftmals Sätze wie "hattet ihr kein Geld für richtige Geschenke" oder "Vegane Plätzchen? Die probier ich nicht, kannst du behalten". Großer Aufwand - keine Wertschätzung! In diesem Jahr handhaben  wir es daher anders, auch weil meine Enttäuschung zu groß war und ich mich im Nachhinein sehr ärgerte.

Es gibt so vieles was man selbst machen und verschenken kann

Wie beispielsweise Plätzchen, Pralinen, Marmelade, etwas gestrickt oder gehäkeltes, etwas gebasteltes, gemaltes, eine schöne Karte oder einen Kalender.....

Gegen materielles und Kosum

Wie gesagt, materielles bedeutet mir persönlich nichts. Ich möchte zu Weihnachten keine mit Geld gekauften Geschenke erhalten auch wenn sie noch so sehr von Herzen kommen sollen. Ich möchte nichts erhalten was ich weder benötige, noch gebrauchen könnte oder was am Ende sowieso nur in einer Ecke verstaubt. Und was ich am wenigsten möchte ist das jemand Geld für mich ausgibt, dies zählt genauso für meine Geburtstage. Ich komme mit sehr wenig aus, habe nicht viel Konsumgüter und falls ich doch mal etwas dringend benötige kaufe ich es mir selbst. Dafür benötige ich keinen speziellen Anlass, keinen speziellen Feiertag und kein Datum auf dem Kalender. 

Was ich mir stattdessen wünsche

Ich wünsche mir Geschenke in Form von gemeinsamer Zeit! Zeit die gemeinsam mit meiner Familie verbracht wird: dies können gemeinsame Ausflüge sein, ein gemeinsames Essen, ein spontaner Besuch zum Kaffee, ein Spaziergang oder das mir einfach mal jemand etwas abnimmt.

Ich wünsche mir Zeit für meinen Sohn bzw. Zeit die mit ihm verbracht wird: wie ein Spaziergang, das mit ihm in unserem Garten gespielt wird, einen Schneemann bauen mit der Familie, einen Ausflug zum Tierpark, ein paar Stunden bei Opa, ein Schwimmbadbesuch, im Wald Blätter und Kastanien sammeln und das die Familie einfach mal etwas mehr Zeit mit ihm verbringt.

Ich wünsche mir Zeit und Unterstützung für meine restliche Schwangerschaft und die Zeit danach wenn die Zwillinge bei uns sind: das einfach mal jemand kommt und mich im Haushalt unterstützt, mir nach der Geburt eine warme Mahlzeit vorbei bringt, eine runde mit meinem großen Sohn spazieren geht damit ich mit den Babys schlafen kann oder ein paar Dinge für mich einkaufen geht ( da ich weder Führerschein noch Auto besitze). Ich wünsche mir Unterstützung, Zusammenhalt, ein unter die Arme greifen, und an packen. Nicht das man auf meine Kinder aufpasst und ich während dessen den Haushalt mache. Ich wünsche mir gemeinsame Zeit die nicht zur Pflicht wird, sondern von Herzen kommt. Ich wünsche mir Freude statt Verpflichtung und das dies gerne getan wird. Das wünsche ich mir zu Weihnachten statt der Geschenke. In diesem und in jedem weitern Jahr, für mich, für meine Familie und ganz besonders für meine Kinder. 

Die gezwungene Anwesenheitspflicht 

Zu guter Letzt beschäftigt mich jedes Jahr aufs neue die Anwesenheitspflicht bzw. die Weihnachtseinladungen bei der Familie, die man nur tätigt aufgrund des Feiertags oder weil man niemanden verletzten und vor den Kopf stoßen möchte. Ich freue mich jedes Jahr darauf meine eigene Familie sehen zu können auch und gerade wegen der Entfernung bedeutet es mir unglaublich viel. Wenn ich jedoch merke mein Gegenüber hat daran kein oder nur wenig Interesse - belasse ich es dabei sie nicht zu besuchen. Alles andere ist gezwungen und kommt nicht von Herzen. Solche Besuche enden meist auch darin das man sich streitet oder aber eine schlechte Stimmung im Raum steht die sich auf jeden im Raum über trägt. Das wiederum führt in den meisten Fällen dazu das man eine"Party" wieder schnell verlässt oder aber versucht die gedrückte Stimmung zu ertragen. Dieses Jahr entschieden wir uns bewusst dafür zumindest eine Einladung komplett abzulehnen - des Friedens wegen und weil wir uns der Konfrontation entziehen möchten. Das erste Weihnachten indem wir darauf bestehen. Unserem Fest der Liebe steht somit nichts mehr im Wege. Wir sind glücklich darüber unsere Entscheidung ausgesprochen zu haben und freuen uns auf unser Fest mit der Familie und den Familienmitgliedern.



In zwei Tagen ist Heiligabend - es ist unser letztes Weihnachtsfest zu dritt - und es ist mindestens genauso magisch und besonders wie das erste gemeinsame Weihnachtsfest als Familie, mit Kind. Ich freue mich sehr darauf. Auf einen Tag voller Vorbereitungen. Mein Mann wird früh aufstehen und bereits das Weihnachtsessen vorbereiten sodass es am Abend nur noch einmal erwärmt werden muss, wir werden etwas gemeinsam zu dritt basteln und malen, gehen Nachmittags spazieren, vielleicht in die Kirche, ich werde mit meinem Sohn baden und während dessen wird das Christkind kommen oder Vater und Sohn werden noch einmal spazieren gehen und ich werde alles für die Bescherung herrichten. Bescherrt wird dieses Jahr unser Sohn - wir Eltern schenken uns nichts. Zumindest war dies so ausgemacht.

Unser Weihnachtsgeschenk trage ich in doppelter Ausführung bereits in mir - die Babys und unser Sohn - sind unsere größten Geschenke. Mehr benötigen wir nicht.

Dies waren meine Gedanken zum Thema Geschenke, Konsum, Bräuche und Weihnachten. Wie handhabt Ihr das mit Geschenken? 

Wir wünschen Euch ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Eurer Familien, gefüllt mit Liebe und Geborgenheit.

Alles liebe Verena


2 Kommentare :

  1. So schön geschrieben!!!!
    Das wünsche ich dir und deinen Lieben auch!
    Liebste Grüße Sandra von onlinetagebuchvonsandra.blogspot.com

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  2. Ganz schöne und wichtige Gedanken! Mich nervt so langsam auch dieses übertriebene Konsumverhalten und diese ganze Schenkerei mehr und mehr. Das Beschenken von Kindern mit schönem Spielzeug stört mich persönlich dabei eher weniger (sofern hier nicht übertrieben wird!!!), sondern das gegenseitige Beschenken der Erwachsenen, wobei es um den Geldwert und darum, sich gegenseitig zu übertreffen, geht. Für mich steht auch das ungezwungende und besinnliche Beisammensein der Familie im Vordergrund - gerade in der heutigen hektischen Zeit ist das so unglaublich wichtig und schön. Ich hoffe, ihr hattet schöne Weihnachten zu dritt und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahr :-)
    LG
    Elena

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