Um Euch im Wochenbett mit Artikeln zu versorgen, schrieb meine Bloggerkollegin des Blogs https://keinsbestellt2bekommen.wordpress.com/ einen Artikel zum Thema Hyperemesis Gravidarum für mich. Ela war in ihrer Zwillingsschwangerschaft selbst betroffen von der Krankheit und ich bat sie mir einen Artikel zu dem Thema zu schreiben. Ela beschreibt auf ihrem Blog wie sie vom Partygirl zur alleinerziehenden Zwillingsmutter wurde, über das Stillen und Tragen von Zwillingen und aus ihrem Alltag. Vielen Dank liebe Ela für diesen Artikel zu einem sehr wichtigem Thema.
Stell dir vor, du bist schwanger, du hast es dir so sehr
gewünscht, doch du kannst dich nicht freuen. Seit einigen Tagen geht es dir
schlecht, du bist extrem empfindlich was Gerüche angeht, deine Lieblingsspeisen
ekeln dich an, du musst dich übergeben. Eigentlich klingt das bis hier her ganz
normal, oder?
Viele Frauen leiden in der Frühschwangerschaft an diesen
Symptomen.
Doch du bist nicht wie viele Frauen, du übergibst dich
ständig, der Geruch deines Partners und deines Kindes lassen dich erneut würgen
und zur Toilette rennen. Bereits mehr als 10 mal hast du dich an diesem
Vormittag übergeben, und es werden noch viele weitere male dazu kommen. Dein
Arzt sagt, das ist völlig in Ordnung, vielleicht hast du sogar etwas
Übergewicht und leidest unter Sprüchen wie: „ Es ist doch gut das du jetzt noch
etwas abnimmst, in der Schwangerschaft kommt eh noch genug dazu“. Es schmerzt
so sehr, keiner will dir helfen, niemand nimmt dich ernst. Essen und Trinken
werden zu unüberwindbaren Hürden, Duschen und Zähneputzen werden zu Tag
füllenden Programmen. Deine Umwelt verstärkt durch ihr bloßes vorhanden sein
deine unbändige Übelkeit.
Du kotzt und kotzt und kotzt. Es nimmt kein Ende, keiner
kann Helfen, du weißt nicht was los ist...
Das alles klingt furchtbar und schrecklich. Die Einleitung
ist frei erfunden aber viele Frauen und auch ich würden so oder so in der Art
über ihrer Schwangerschaft berichten. Sie litten erkannt, oder auch unerkannt
an der sogenannten Frühgestose „Hyperemesis Gravidarum“ ( folgend der
Einfachheit mit HG abgekürzt), etwa 1-2 % aller Schwangeren leiden an HG, evtl
ist die Dunkelziffer auf Grund von HG-bedingten Abbrüchen sowie falscher
Diagnostik höher. Ich schätze die Anzahl auf ca. 3-5% in unterschiedlichen
Ausprägungen. Doch hier geht es nicht um meine Sicht der Dinge sondern um
Fakten. Betroffene Frauen brauchen wirklich Hilfe und darum geht es hier.
1. Was ist Hyperemesis Gravidarum?
Das Krankheitsbild definiert sich durch den Namen
Hyperemesis bedeutet übersteigertes, unverhältnismäßiges Erbrechen, Gravidarum
steht für die Schwangerschaft. Kurzum übermäßiges, extremes Erbrechen in der
Schwangerschaft. Dieser Zustand stellt immer eine massive Gefährdung für die
Mutter und das ungeborene Kind dar und erfordert eine umfangreiche medizinische
Betreuung.
Symptome:
–
die Betroffene übergibt sich mindestens 5 mal
und noch öfter am Tag.
–
Andauernde, extreme Übelkeit
–
Gewichtsverlust von mindestens 5% des Ausgangsgewichts
–
Exsikkos ( Austrocknung)
–
Kreislaufprobleme ( niedriger Blutdruck, erhöhter Puls)
–
Keton-Nachweiß im Urin
–
Elektrolytentgleisung
–
oraler Acetongeruch
Auch wenn man noch nicht weiß warum HG auftritt so gibt es
doch einige Personengruppen die häufiger und stärker betroffen als andere
Frauen. Dazu zählen Erstgebärende ( wobei es häufig in den
Folgeschwangerschaften noch schlimmer zu werden scheint), Mehrlings-Schwangere,
Frauen die Mädchen erwarten ( viele mir bekannte haben allerdings Jungs, ich
halte diese These ebenfalls für fragwürdig), auch starke Adipositas,
Allergieneigung, Frauen mit Essstörungen sowie Stoffwechselstörungen erkranken
häufiger an HG. Auch Trophoblastenerkrankungen ( Probleme an der äußeren
Fruchthöhle ) gehören zu den Faktoren die eine HG begünstigen. Eine psychische
Komponente wird ebenfalls diskutiert, doch an dieser Stelle möchte ich
ausdrücklich darauf hinweisen das HG KEINE PSYCHISCHE ERKRANKUNG IST! Dennoch
ist auch die mentale Belastung enorm. Betroffene Frauen leiden unter sozialer
Isolation, stellen sich selbst und die Schwangerschaft in Frage, oft entwickeln
sie eine Depression, ins besondere bei schweren Verläufen.
3. Wie sieht die Behandlung aus? Wie kann ich selber erkrankten Schwangeren helfen?
Grundlegend ist eine kombinierte Therapie aus Infusionen und der Gabe von Antiemetika, selten auch Psychopharmaka, zumindest sinnvoll, in den meisten Fällen jedoch unumgänglich. Viele Ärzte tun sich schwer mit der Medikamentenverordnung in der Schwangerschaft, ein Verweis auf Embryotox ( auch in der Stillzeit Gold wert), ist hier sicher angebracht, dort können sich Ärzte und auch Frauen telefonisch nach ausführlicher Anamnese beraten lassen, es gibt einige Medikamente die unbedenklich verordnet werden können. Die Infusionen umfassen in der Regel eine Kombination aus NaCl, Glukose sowie verschiedener Vitamine, um den durch die Mangelernährung entstandenen Mangel auszugleichen. In schlimmsten Fällen kann eine künstliche Ernährung fällig werden. Das wäre die medizinische Seite, die meisten Ärzte sind zumindest soweit, das die Patientinnen einigermaßen durch die Hochphasen kommen können. Doch viel wichtiger ist die emotionale und zwischenmenschliche Komponente.
Für HG-Patientinnen ist es unglaublich wichtig, das ihr
Leiden ernst genommen wird. Ihnen hilft es nicht mit guten Ratschlägen wie dem
berühmten Keks im Bett ( ich habe schon gewürgt bevor ich wach wurde, keine
Chance für den Keks), Ingwer, frischer Luft oder Globuli zu kommen, auch das
berühmte: „ Du bist schwanger, nicht krank, stell dich nicht so an“ hilft nicht
und ist außerdem falsch. HG-Erkrankte sind ernsthaft krank, vergesst das nicht.
Auch Sprüche wie dieser hier helfen nicht : „ du musst dein Kind nur annehmen,
dann geht es dir besser, es ist einfach nur psychisch.“
Helfen könnt ihr, in dem ihr zuhört, Hilfe für alltägliche
Dinge anbietet usw. Mehr ist nicht nötig.
Es werden viele verschiedene Ursachen diskutiert, doch
bislang gibt es keine einheitliche Komponente, die auf alle betroffene
zutreffen, abgesehen von der Tatsache das diese Frauen schwanger sind.
Derzeit werden folgende Ursachen diskutiert, daher ist es
für erkrankte sinnvoll diese Dinge untersuchen zu lassen:
–
Die Hormone Leptin, Wachstumshormone, Prolaktin,
HCG, Progesteron und Östrogen
–
Schilddrüsenprobleme
–
Nebeniereninsuffizienz
–
Veränderungen im Gastrointestinaltrakt und im
Immunsystem
–
Leberenzyme
–
Mangelernährung
– psychologische
Faktoren
Wenn man sich die Ursachen ansieht, dann wird deutlich das
es sehr wahrscheinlich ist, das es eine größere hormonelle Geschichte ist, vor
allem die ersten 3 Punkte machen das sehr deutlich, doch wie schon beschrieben,
nicht alles trifft auf alle zu.
Unterstützung ist ein wichtiger Faktor, neben Hilfe von Familie und Freuden kann man sich der virtuellen FB-Gruppe für betroffene Frauen anschließen. Auch gehört dazu eine Homepage mit umfangreichen weiteren Informationen, Berichten von betroffenen, Tipps wie man zusätzliche Hilfen beantragen kann, Empfehlungen von Ärzten und Kliniken. Auch gibt es einiges an Informationen die man sich herunter laden und verbreiten kann, diese Informationen umfassen allgemeine Flyer, sowie spezielle Informationen für Fachkräfte wie Ärzte, Krankenschwestern und Hebammen.
Noch immer werden zu viele Frauen nicht oder nur sehr
widerwillige behandelt, man nimmt sie und ihr Leiden nicht ernst, schlimmer
noch man stellt häufig die Einstellung zur Schwangerschaft in Frage, nicht
selten endet eine HG-Schwangerschaft in einem Schwangerschaftsabbruch, viele
betroffene haben Selbstmordgedanken oder wünschen sich ein Ende der
Schwangerschaft, egal wie, viele Kinder werden vor dem Termin geholt, entweder
durch Einleitung, häufiger jedoch auf Grund der schlechten körperlichen Situation,
durch einen Kaiserschnitt.
Beziehungen zerbrechen, Familien zerstreiten sich,
Freundschaften gehen verloren, alles nur weil die Last der HG zu schwer auf
allen lastet.
Wenn ihr jemanden kennt, der an HG leiden könnte, macht ihn
auf diese Krankheit aufmerksam, gebt Informationen weiter, und hört zu wenn es
nötig ist. Ihr helft damit nicht nur einer Frau sondern vielen!
Informationen für Betroffene:
http://www.hyperemesis-hilfe.de/2015/11/09/hyperemesis-gravidarum-schwanger-und-krank/
http://www.hyperemesis.de/
HG Flyer für Betroffene:
http://www.hyperemesis-hilfe.de/2015/10/18/hg-flyer-2/
Facebook Gruppe:
Hyperemesis Gravidarum - Hilfe für Betroffene
Keins bestellt, 2 bekommen Artikel zu dem Thema HG:
https://keinsbestellt2bekommen.wordpress.com/2015/08/28/das-grosse-kotzen/
https://keinsbestellt2bekommen.wordpress.com/2015/01/14/schwanger-mit-zwillingen/
http://www.hyperemesis-hilfe.de/2015/11/09/hyperemesis-gravidarum-schwanger-und-krank/
http://www.hyperemesis.de/
HG Flyer für Betroffene:
http://www.hyperemesis-hilfe.de/2015/10/18/hg-flyer-2/
Facebook Gruppe:
Hyperemesis Gravidarum - Hilfe für Betroffene
Keins bestellt, 2 bekommen Artikel zu dem Thema HG:
https://keinsbestellt2bekommen.wordpress.com/2015/08/28/das-grosse-kotzen/
https://keinsbestellt2bekommen.wordpress.com/2015/01/14/schwanger-mit-zwillingen/
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