"Jedes Baby wird mit einem Bedürfnis nach Bindung geboren" - Nora Imlau
9 Monate wurden meine Zwillinge in mir getragen, sie wurden von mir geschützt, erfuhren Wärme, Zuwendung und Liebe. Direkt nach ihrer Geburt suchten sie weiter die Nähe zu mir, auch so zu Papa und ihrem großen Bruder. Wir kuschelten uns die ersten 6 Stunden nach dem Kaiserschnitt aneinander, Brust an Brust, Körper an Körper, Herz an Herz. Dieses Band welches die gesamte Schwangerschaft durch die Nabelschnur bestand, besteht auch jetzt als unsichtbares Band weiterhin. Es verbindet uns miteinander, es lässt uns zu einem werden. Es ist eine starke Verbindung zwischen mir und meinen beiden Babys, genauso wie die Verbindung zwischen ihnen und ihrem Papa oder ihrem großen Bruder.
Der Beginn der Eltern-Kind-Beziehung
Nach meiner Not-Sectio die alles andere als schön für mich war, überreichte man mir meine beiden Zwillingsjungs. Das Gefühl war zu diesem Zeitpunkt ein vollkommen anderes wie nach der Geburt meines ersten Sohnes - es wurde durch die negative Geburt etwas gedämmt. Ich spürte Freude, tiefe Dankbarkeit, Liebe und unendliches Glück. Sofort legte ich mir meine beiden Zwillingsjungs auf die nackte Brust, Haut an Haut, ganz viel Körperkontakt, ganz viel Zuwendung, ihren Herzschlag hören und Mamas Herzschlag spüren, ich spürte ihre beiden warmen kleinen Körper auf meinem, sie stillten sich intuitiv, ich berührte ihre kleinen Hände, roch an ihren Köpfen und sog diesen wunderbar einzigartigen Neugebornenduft in mich ein. Dieser Duft lässt mein Herz höher schlagen, es ist das schönste Parfum überhaupt auf dieser Welt. Zu diesem Zeitpunkt entstand unsere Beziehung.
Bonding - Wo (Ver)Bindung entsteht
Mit dem ersten Bonding - was soviel heißt wie dem ersten Körperkontakt zwischen den Eltern und Kindern, entsteht eine tiefe (Ver)Bindung, die wichtigste und stärkste die ein Mensch im Laufe seines ganzen Lebens eingeht. Es schafft ein Urvertrauen bei den Neugeborenen. Es stärkt Mama, gibt Kraft und gibt den Babys ein Gefühl von Sicherheit.
Sich Zeit lassen, auf die Babys einlassen
Egal wie anstrengend, kräftezehrend oder traumatisch die Geburt war - negative Erlebnisse sollten von nun an beiseite geschoben werden, mit Blick nach vorne auf das Positive. Es nützt keinem was zurückzublicken und in der Vergabgenheit zu leben, von nun an zählt sich auf das Hier und Jetzt zu besinnen, zwei gesunde Kinder in den Armen zu halten, dieses große Glück zu genießen - mit allen Sinnen. Sie zu sehen, spüren, anzufassen, ihren Duft zu riechen, sie zu küssen und ihnen zu lauschen - sich einfach auf sie einzulassen mit jeder Sekunde und sich dabei soviel Zeit zu lassen wie es möglich ist. Den Haushalt Haushalt sein lassen. Das dreckige Geschirr dreckig sein lassen und den Teppich verkrümmelt sein lassen. Die Haare ungewaschen und den Pyjama angezogen lassen. Einfach da sein, für die Babyjungs, mit ihnen kuscheln, ihnen Liebe schenken, Aufmerksamkeit, Zuwendung und ganz viel Geborgenheit. All das ist was nun zähl. Zeit, Zeit sein lassen, ohne auf die Uhr zu sehen und sei noch ein Tag so schnell beendet. Er wurde durch das Schönste beendet durch das er auch angefangen hat - durch tiefe Liebe und Bindung.
Erstes intuitives Stillen
Erstes stillen nach der Geburt schafft bereits eine tiefe Verbindung zu den Babys. Nach meiner Not-Sectio und ein paar Minuten Kuschelzeit fragte meine Hebamme mich "soll ich ihnen ein Baby anlegen, möchten sie es stillen"? Ich erwiderte das ich meine Jungs stillen möchte, aber sie nicht angelegt bekommen möchte sondern sie selbst entscheiden lasse wann sie sich das erste Mal stillen. Es war mir wichtig, dass sie dies beide aus eigenem Bedürfnis heraus tun, dass niemand anderes außer sie selbst entscheiden. Dies setzten wir genauso um. Ich legte mir beide Zwillingsjungs auf die nackte Brust, und lies sie meine Brustwarzen intuitiv und von alleine suchen. Natürlich dauert es etwas länger als wenn die Hebamme sie anlegt, aber dieser Moment ist jede Sekunde wert. Wenn diese kleinen Körper auf dem Mutterkörper liegen, nackt, die Muttermilch riechend und danach suchend. Wenn sie die Brustwarzen aus eigener Kraft finden, ihren Mund weit öffnen und ihn über die Warze stülpen, daran das erste Mal aus eigener Kraft saugen - Das ist ein wahrer großer Glücksmoment. Das erste Stillen trägt sehr zum Bonding zwischen Mutter und ihren Kindern bei und es regt die Milchbildung auf ganz natürliche Weise an. Es schafft einen Grundstein zwischen ihnen. Es ist der Beginn der Mutter-Kinder-Beziehung.
Wiederholungen
Wann immer Zeit ist, tagsüber wie nachts - sich seine nackten Kinder nehmen und auf die nackte Brust legen. Wiederholungen schaffen Bindung, eine Verbindung. Sich dabei von keinem drängen lassen, die Klingel ausschalten, das Handy lautlos stellen, und die Kuschelzeit mit seinen Kindern genießen. Bestenfalls die Kuschelzeit als gesamte Familie genießen - mit Papa und dem Geschwisterkind.
Papa-Bonding und Geschwisterkind-Bonding
Auch Papas und Geschwisterkinder profitieren ungemein von dem Baby-Bonding. Für Papas die tagsüber arbeiten gehen, ist es nützlich ihnen abends alleine Zeit mit den Kindern zu gewähren und sich als Mama etwas zurück zu ziehen, vielleicht ein wenig die Augen zu schließen während Papa Zeit mit den Babys verbringt. Papas Hautkontakt mit den Babys ist genauso wichtig, genauso bedeutsam wie der mit Mama. Die Babys spüren Papas Wärme, Zuneigung, Liebe, Papas Brusthaare, seinen Herzschlag der noch sehr unbekannt ist im Gegensatz zu dem von Mama den sie knapp 9 Monate spürten wie hörten, sie riechen Papa, hören seine Stimme und fühlen seine großen Hände.
Genauso entsteht eine Verbindung zwischen dem Geschwisterkind und den Babys. Sie müssen sich erst kennen lernen, noch sind sie sich alle etwas fremd. Die Stimme des großen Bruders ist ihnen bereits aus dem Mutterleib bekannt und vertraut, aber sein Geruch, seine Berührungen, seine nackte Haut an ihrer und sein kleiner Mund an ihren kleinen Babyköpfen ist ihnen noch unbekannt. Auch hier sollte man allen drei Kindern Zeit geben, sich nach ihrem Zeitplan richten, nach ihren Bedürfnissen, nach ihrem verlangen nach Körperkontakt. All das schafft eine positive Verbindung zu Papa und dem Geschwisterkind.
Bei dem Geschwisterkind ist darauf zu achten, dass das Bonding aus eigenem Interesse und nach eigenem Verlangen des Geschwisterkindes entsteht und nicht nach dem der Eltern. Möchte mein Kind Berührungen zu seinen Brüdern, oder mag es nicht gerne Berührungen? Man kennt und weis ja auch in etwa was das Kind mag oder nicht und sollte mit dem Kind darüber sprechen, es fragen oder vielleicht sagt das Kind von sich aus "ich möchte das Baby gerne im Arm halten" - so wie es bei uns ist. Möchte das Kind seine Geschwister aus eigenem Antrieb gerne in den Arm nehmen, mit ihnen kuscheln, sie festhalten und küssen, sie vielleicht auch nackt auf seine nackte Brust legen - dann ist der richtige Zeitpunkt für ein erstes Kennenlernen und Bonding mit seinen kleinen Brüdern. Dies muss nicht lange sein, richtet sich nach dem Geschwisterkind, nur so lange das Kind und es darf so oft wiederholt werden wie das Kind es möchte. Der verliebte Blick unseres Sohnes während des Geschwister-Bondings dabei war UNBEZAHLBAR und EINZIGARTIG SCHÖN anzusehen für uns Eltern. Mein kleines Herz machte während dessen Luftsprünge und ich verliebte mich für einen kurzen Moment ein zweites Mal in meinen großen Sohn.
"Bonding - Die Schönste Art und Weise seinen Kindern außerhalb des Mutterleibes seine tiefe Liebe, Zuwendung und Geborgenheit zu schenken. " - Der Stillzwerg
Der Stillzwerg
Ach, das hast Du wunderschön beschrieben! Vielen Dank dafür!
AntwortenLöschenAlles Liebe für Dich und Deine Familie, Küstenmami