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Dienstag, 25. April 2017

Mutterschaft: Vom Abschalten

Ich sitze in der Badewanne, darin, alleine ohne meine drei Kinder. Das letzte Mal ist etwa 4 Monate her und das einzige woran ich denke sind meine To-Do-Listen die ich im Kopf durchgehe. Während ich meine eigens mir gesetzten Listen im Geiste durchgehe, rasiere ich mich und tippe wie wild auf meinem Handy rum - WhatsApp, Facebook, Instagram. Ich beantworte Fragen, schreibe mit Freunden und rasiere mich noch dabei. Während ich das hier alles gleichzeitig tue ärgere ich mich bereits darüber überhaupt mein Handy mit ins Bad genommen zu haben - der Plan war entspannen, abschalten, zur Ruhe kommen, mein Plan war gescheitert wie so oft, nein wie immer. Immer.

Abschalten, ja das ist ein sehr großes Problem bei mir - seit ich Mutter geworden bin!


Wisst Ihr was ich wirklich verlernt habe vor 4 Jahren als ich Mutter wurde? Abzuschalten und zwar komplett - nur bei mir zu sein, alles andere sein zu lassen! Der Kopf kann nicht, der Körper auch nicht. Ich kann es nicht mehr - seit ich Kinder habe. Ich konnte es aber Mal - bevor ich Kinder hatte und zwar wirklich gut. Ich war die Queen im Abschalten. Ich konnte stundenlang auf der Blumenwiese liegen und Wolkenbilder betrachten, oder in der Sonne liegen mich sonnen, ich konnte durch die Natur laufen ohne Handy in der Hand, im Bett liegen und schlafen, am Esstisch sitzen und in Ruhe meinen Kaffee auf trinken oder im Cafe´ sitzen und Leute beobachten. Ich konnte Minuten oder stundenlang einfach dasitzen und Nichtstun, war dabei auch noch glücklich. Ich konnte abschalten und den gerade stattfindenden Moment für mich selbst genießen, ohne von anderen Dingen abgelenkt zu sein oder Gedanken daran zu verschwenden was ich noch alles wann zu tun habe, oder daran zu denken woran ich noch denken muss, oder daran zu denken wie viel Zeit mir noch bleibt um diese Dinge zu erledigen was mich noch mehr stresste.

Ich habe es verlernt als ich Mutter wurde.


Ich kann es nicht mehr. Ich komme nicht mehr zur Ruhe, kann nicht mehr abschalten seit ich Mutter bin. Das lustige daran ist, dass es klappt, wenn die Kinder bei mir sind. Wenn meine drei Jungs bei mir und wir beispielsweise in der Natur sind, klappt es meist und auch im Familienalltag gelingt es mir öfters für einen kurzen Moment, wenn er sich ergibt, abzuschalten. Das ist dann beispielsweise eine kurze Kaffeepause, wenn ich sehe die drei Kinder spielen miteinander, dann lehne ich die Tür an und trinke meinen Kaffee, ganz in Ruhe.

Wenn die Kinder nicht bei mir sind, gelingt es mir nicht abzuschalten.


Sobald meine Kinder nicht bei mir sind, ich alleine bin, klappt es nicht mehr. Ich kann es einfach nicht und bin ständig in Gedanken daran was ich noch alles zu erledigen habe. Ich rotiere ständig und steh nie still. Ich kreise um mich selbst herum, meine Gedanken kreisen immer. Immer. 

Das meiste ist Kopfsache - wenn ich den zum Abschalten bekommen würde, könnte ich vermutlich selbst abschalten.


Der Druck den ich mir selbst mache, die Aufgaben die ich mir selbst gebe und die am Ende des Tages erledigt sein sollen, das ist es was mich einfach davon abhält abzuschalten. Die Gedanken kreisen umher und an Ruhe ist einfach nicht zu denken. Mein Körper kann so nicht zur Ruhe gelangen.

Mit jedem weiteren Kind wurde es schlimmer.


Mit Kind zwei und drei wurden auch die Ruhepausen im Alltag weniger, seltener, ganz logisch. Im Familienalltag versuche ich kurze Momente einzuräumen und auch bewusst so zu nehmen wie sie sind, dabei nur bei mir zu sein ohne anderes gleichzeitig zu machen. Wenn ich also die Zwillinge Tandemstille versuche ich kurz die Augen zu schließen um abzuschalten. Doch wie gesagt, ohne Kinder gelingt es mir persönlich bisher nicht. Nicht mehr. Weil ich es schlichtweg verlernt habe, mich vielleicht zu sehr daran gewöhnt habe mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Kurze Momente gibt es immer Mal wieder aber ich bin nicht mehr in der Lage in den Zustand des Abschaltens zu gelangen in dem ich mich befand, bevor ich Kinder hatte!

Ich möchte dies wieder erlernen. Möchte mir und meinem Körper wieder ermöglichen zu entspannen und versuche im Familienalltag und auch besonders ohne Kinder wieder dahin zu gelangen. Zur Entspannung des Körpers. Meinem Körper. Zu mir.


"Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen" - Astrid Lindgren  


Wie ist das denn bei Euch, wie entspannt Ihr am besten? Oder habt Ihr es auch verlernt wie ich?

Verena


2 Kommentare :

  1. Liebe Verena

    ich bin überhaupt kein Entspannungsprofi, frage mich aber: liegt's an wirklich (nur) an den Kindern? Durch das Bloggen bist Du ja viel online Unterwegs. Ich merke, dass ich mich umso schlechter entspannen kann, je mehr ich im Netz bin. Weil Social Media ein Zeitfresser sind und mir die Zeit anderswo fehlt, und weil ich mich dann doch mit anderen vergleiche, ohne es groß zu merken.
    Nur so ein Gedanke - bei Dir kann es ganz anders sein.

    Ganz liebe Grüße
    Daija

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  2. Liebe Verena, mir geht es ganz ähnlich, schon bei Kind 1. Das Handy ist ein schlimmer Zeitfresser, geliebt und gehasst. Aber für mich hat es tatsächlich auch die Lösung gebracht. Ich bin über eine Meditationsapp gestolpert, Headspace, die für mich ein echter gamechanger geworden ist, sonst würd ich hier jetzt nicht so viel Werbung dafür machen. 10 Minuten am Tag, herrlich geführte Meditationen, die einen Schritt für Schritt heran führen. Ich mach das jetzt seit Weihnachten jeden Tag, während dem Mittagsschlaf und bin ein neuer Mensch. Ruhiger, geduldiger, konzentrierter. Ein Versuch ist das unbedingt wert!
    Ich wünsche Dir sehr, dass Du eine gute Strategie zum entspannen für Dich entwickeln kannst!
    Liebst, Julia

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