Neulich waren wir bei einem befreundeten Elternpaar
eingeladen, auch sie haben ein Kind welches sich im gleichen Alter wie unser
Sohn befindet. Wir haben guten Kontakt und sehen uns oft und auch unsere Kinder
verstehen sich super untereinander. Bereits vor unserem Besuch kündigte die
Freundin mit Worten wie "hier ist es nicht so sauber wie bei Kinderlosen" ein
Szenario an welches mit meiner Ordnung zusammenpasste. Ich erwiderte den Satz
mit "ach, mach dir darüber mal keine Gedanken, hier sieht es doch genauso
aus" und bereitete mich auf haufenweise dreckige Wäsche, unzählige
Fußspuren die durch das gesamte Haus führen und auf Spielsand welcher sich in
jedem Raum des Hauses befindet, mental vor - ich ging feste davon aus ,in
meiner Vorstellung, dass es eben genau so bei ihnen ausschaut wie bei uns, nach den
gesagten Sätzen. Aber wie sagt man so schön - Vorstellung und Realität sind
noch einmal zwei verschiedene paar geputzte Schuhe.
Angekommen und aus dem Auto ausgestiegen,
erschlug mich zum einen das Klinker verputze Haus - wie es so da stand mit seinen
geputzten Fenstern und Jalousien, der gekehrten und von Unkraut beseitigten
Einfahrt und der sauberen Haustüre mit Willkommensschild. Ja, auch wir
haben ein kleines Häuschen, eine Einfahrt und eine Haustüre - aber ohne
Willkommenschild, mit einer kleinen Staubschicht auf den Fenstern und die
Straße ist weder gekehrt noch von Unkraut beseitigt, zumindest nicht alle 2
Tage. Die Türe geht auf und mich erschlägt es beim ersten Anblick - das grelle
weiß der Wände, ein paar rote Wände, der polierte Fliesenboden, das polierte Laminat und die penible Ordnung. Was zur
Hölle ist hier los, denke ich mir und woher nehmen die bitte die Zeit hierfür -
fürs penible saubermachen und für die Kindererziehung gleichzeitig. Versteht mich nicht falsch hier ist es auch sauber, aber ich verbringe nicht mehr Zeit mit dem putzen als mit meinem Kind. Im selben Moment stelle ich mir
die Frage nach einer Putzfrau, alleine ist dies doch gar nicht machbar, oder
doch? Zumindest nicht wenn gleichzeitig ein Kind zuhause betreut wird. Die
Mutter ist genau wie ich noch in Elternzeit zuhause, bei ihrem 2 jährigen Kind.
Nur beim betreten des Hauses liegen bereits Welten zwischen uns und ich fühle
mich sofort unwohl. Am liebsten würde ich auf der Stelle nachhause fahren um
mein Haus zu putzen. Abwarten, vielleicht türmen sich doch irgendwo die
Wäscheberge und man sieht es erst auf den 2.Blick.
Danach folgte eine kleine Hausführung - es
war nicht nur der Flur der glänzte sondern jedes einzelne Zimmer war wie aus
dem Ei gepellt, sogar das Kinderspielzimmer. Das Haus glich einem Ikea-Katalog
oder besser noch einem Design-Katalog für Möbel. Jedes einzelne Möbelstück
stand so zurechtgerückt da. Es standen frische Blumen in mehreren Zimmern, es
gab viel Deko und Schnick Schnack, Dinge auf die man so Wert legt wenn man
keine Kinder hat oder wenn das Kind eben die Deko nicht mutwillig versucht zu
zerstören. Die Kissen waren penibel auf der Couch aneinandergereiht, es standen
keine Schuhe im Flur herum, die Garderobe quoll nicht über und auch sonst stand
nirgendswo so eine kleine
Kiste rum, in die man sonst
seinen ganzen Kleinmüll schleudert der so rumfliegt und sich anhäuft. Der
Kleinmüll von dem man nicht weiß, brauch ich das noch oder kann das weg, wo
soll es nur hin, die Schränke sind doch bereits voll, schmeiß ich mal in die Kleinmüllramschkiste. Oja,
solche Kisten bzw.Kleinmüllramschberge liegen
bei mir auf der Fensterbank, auf der Mikrowelle und auf dem Schreibtisch -
dieser ist ein Kleinmüllramschtisch, ein ganzer Tisch man könnte ihn auch
Wühltisch nennen.... Wo ist nur dieser Tisch bei ihnen? Ich finde keinen? Und
auch sonst finde ich kein Spielzeug, kein Kleinzeug, keine Briefhaufen, keine Zeitungshaufen,
nichts. Nichts! Einfach nichts was sonst irgendwo so rum liegt. Alles liegt
penibel und sauber sortiert an seinem dafür vorgesehenen Platz. Und es ist
sauber, so sauber das man vom Boden essen könnte. Es duftet, nach frischen
Blumen und nach Putzmittel.
Die haben ein Kind? Wo lebt das - im
Keller? Beim Betrachten des Kinderspielzimmers fällt mir auf das alles
irgendwie aufgeräumt aussieht, aufgeräumt und zurecht gerückt. Unser Kinderzimmer zuhause sieht beim
bespielen aus als hätte eine kleine Bombe eingeschlagen, richtig so, so gehört
sich das. Am Ende wird aber genauso aufgeräumt, dann wenn das Kind eben nicht mehr spielt. Am meisten störte mich wohl aber das man dem gesamten Haus absolut
NICHT ansah, dass hier ein Kind lebt, bzw. Eltern mit einem Kind. Nirgends lag
Spielzeug oder etwas Kindgerechtes herum außer der Kinderhochstuhl der es
erahnen ließ. Ich hab nichts gegen Eltern die ihre Wohnung oder ihr Haus so
einrichten als lebe darin kein Kind - aber der Anblick macht mich irgendwie
echt traurig. Es macht mich traurig wenn Kinder nur in ihrem
"Kinderspielzimmer" mit den Spielsachen spielen dürfen, oder im
Garten und danach wieder alles fein säuberlich wegsortiert wird damit der Rasen
schön grün vor sich hin wirkt, ohne das Leben was das Kind hinterlassen hat. Es macht
mich traurig wenn der Sand direkt vom Fliesenboden weggekehrt wird und der
Boden nass gewischt wird weil man Kinderfußspuren auf ihm sieht - Fußspuren die
von Freude und Abenteuer erzählen. Dass kann später erledigt werden wenn das
Abenteuer beendet ist, aber nicht sofort. Es macht mich traurig wenn Kinder
ihrer Phantasie keinen freien Lauf lassen können weil sie auf ein Zimmer
eingeschränkt sind und sich darin aufhalten müssen oder sollen, oder weil es
einfach einfacher ist nicht danach das ganze Haus aufräumen zu müssen. Und es macht mich traurig wenn Kinder in ihrem Zuhause in dem sie leben keine Kinder sein dürfen, sondern irgendwie wie kleine Erwachsene leben sollen die genau das tun sollen was die Eltern gerade tun. Bloß kein Aufwand, bloß kein Dreck und bloß kein Spielzeug (zumindest nur auf ein Zimmer beschränkt). Das Haus wirkt nicht lebendig sondern steril, eben so als gäbe es kein Kind in dem Haus. Die Atmosphäre glich ja fast schon einem Krankenhaus, so steril war alles. Es wirkt als könnte es sich nicht ausleben so wie es die Natur vorgesehen hat für das Kind. Irgendwie ist das alles für mich echt traurig anzusehen und ich stelle mir so kein Zuhause für mein eigenes Kind vor.
Versteht mich nicht falsch, in dem Artikel geht es nicht um Sauberkeit und Ordnung oder darum das der Haushalt penibel aufgeräumt ist, nein - es geht um einen Sauberkeitswahn und darum, dass das Haus fast keimfrei und steril war. Keimfrei und steril passt für mich einfach nicht mit einem Kind zusammen, dass ist alles.
Versteht mich nicht falsch, in dem Artikel geht es nicht um Sauberkeit und Ordnung oder darum das der Haushalt penibel aufgeräumt ist, nein - es geht um einen Sauberkeitswahn und darum, dass das Haus fast keimfrei und steril war. Keimfrei und steril passt für mich einfach nicht mit einem Kind zusammen, dass ist alles.
Eine gewisse Ordnung und Sauberkeit ja (mal mehr und mal weniger und mal ist die Klingel ausgeschaltet weil ich so keinen Besuch erwarten möchte) aber es sollte nicht im Vordergrund stehen oder dazu führen das man das Kind dadurch vernachlässigt. Wenn ich sauber mache, dann immer gemeinsam mit meinem Sohn und ich binde ihn in jede meiner Tätigkeiten mit ein. Er ist mir beim staubsaugen, beim Abwasch, beim Abtrocknen, beim Boden wischen, bei der Gartenarbeit und was sonst noch so getan wird behilflich, weil er dies von sich aus möchte. Trotzdem ist es in unserem Zuhause nicht steril sauber, ich bin auch kein Putzteufel und störe mich nicht daran wenn mal was liegen bleibt oder es etwas unordentlich und chaotisch ist wie es eben in einem Kinderhaushalt zugeht. Das Haus erzählt jeden Tag eine Geschichte und von unseren Erlebnissen und daran würde ich nichts ändern wollen.
In unserem Zuhause wird gelebt, erforscht und entdeckt. Es gibt Staub, Sand und schmutzige Kinderfüße die voller Freude durch das Haus laufen dürfen. Es liegt überall etwas herum das ganz klar sehen lässt hier lebt eine Familie mit einem glücklichem Kind welches sich voll und ganz zuhause fühlen darf, dass sich frei entfalten kann und soll. Hier wird gelacht, sich schmutzig gemacht, getobt, gehüpft, getanzt, mit Wasser, Matsch, Mehl und Farbe gespielt. Hier liegen wir auf dem Teppich mit vielen Decken, solange wir wollen und kuscheln, essen und stillen nach Herzenslust und ohne auf die Zeit zu sehen. In jedem Zimmer gibt es Kinderspielzeug - im Esszimmer einen Malplatz, im Flur steht eine Wippe und Rutschautos, in der Küche steht seine Kinderküche und im Wohnraum mehrere Spielkisten und seine Bücherwand. Hier genießen wir unsere kostbare Zeit mit unserem Sohn während der Abwasch seit zwei Tagen wartet, die Wäscheberge immer größer werden, während die Kleinmüllkramschkiste immer größer wird und man auch mal wieder etwas Ordnung schaffen "müsste". Müsste, aber nicht wollen und schon gar nicht wenn die Zeit mit meinem Sohn darunter leidet. Weil die Zeit mit meinem Sohn mir mehr gibt als alles andere auf dieser Erde und jeder auch nur winzige Moment es verdammt noch einmal Wert ist, ihn mit meinem Sohn zu verbringen. Die gemeinsame Zeit mit meiner Familie, die Geborgenheit und die Liebe das sind die Dinge die mir wichtig sind - Alles andere kann später erledigt werden.
In unserem Zuhause wird gelebt, erforscht und entdeckt. Es gibt Staub, Sand und schmutzige Kinderfüße die voller Freude durch das Haus laufen dürfen. Es liegt überall etwas herum das ganz klar sehen lässt hier lebt eine Familie mit einem glücklichem Kind welches sich voll und ganz zuhause fühlen darf, dass sich frei entfalten kann und soll. Hier wird gelacht, sich schmutzig gemacht, getobt, gehüpft, getanzt, mit Wasser, Matsch, Mehl und Farbe gespielt. Hier liegen wir auf dem Teppich mit vielen Decken, solange wir wollen und kuscheln, essen und stillen nach Herzenslust und ohne auf die Zeit zu sehen. In jedem Zimmer gibt es Kinderspielzeug - im Esszimmer einen Malplatz, im Flur steht eine Wippe und Rutschautos, in der Küche steht seine Kinderküche und im Wohnraum mehrere Spielkisten und seine Bücherwand. Hier genießen wir unsere kostbare Zeit mit unserem Sohn während der Abwasch seit zwei Tagen wartet, die Wäscheberge immer größer werden, während die Kleinmüllkramschkiste immer größer wird und man auch mal wieder etwas Ordnung schaffen "müsste". Müsste, aber nicht wollen und schon gar nicht wenn die Zeit mit meinem Sohn darunter leidet. Weil die Zeit mit meinem Sohn mir mehr gibt als alles andere auf dieser Erde und jeder auch nur winzige Moment es verdammt noch einmal Wert ist, ihn mit meinem Sohn zu verbringen. Die gemeinsame Zeit mit meiner Familie, die Geborgenheit und die Liebe das sind die Dinge die mir wichtig sind - Alles andere kann später erledigt werden.
Ich möchte nicht später sagen müssen
"ich hatte keine Zeit für mein Kind, weil ich mit Unwichtigkeiten wie dem
Haushalt beschäftigt war“, nein ich sage "Das war die beste Zeit
meines Lebens - die ich mit meinem Kind verbringen durfte". Diese Zeit kommt nie wieder, also lasst sie uns genießen.
Eure kuschelnde Verena
Hi verena, du sprichst mir hier aus der seele. Ich hab mehrere solcher bekannter. Klar darf es nicht zu dreckig sein. Aber manche haben das hier wohl falsch verstanden wenn man die Kommentare liest. Ich finde es furchtbar wenn kinder nach dem spielen direkt die sachen in die Kisten räumen müssen. Am besten noch nach Farbe sortiert. Dann han ich lieber Sand auf der couch und ein glückliches kind. Vielen Dank für deinen schönen Blog
AntwortenLöschenlg myri
Wunderbar geschrieben!!!!
AntwortenLöschenVielen Dank Nicole und LG Verena
LöschenDanke für deine Worte
AntwortenLöschenLG
Janina
Hallo Janina und vielen dank für deinen Artikel "Kleinmüllramschkiste" und die Verlinkung zu meinem Eintrag :)
LöschenHerzliche grüße Verena
Huhu, ich bin gerade über deinen schon etwas älteren Beitrag gestolpert ... Ich bin auch eher ordentlich veranlagt und verräume alles sofort, einfach damit es später nicht noch mehr Arbeit macht. Da wir generell eher minimalistisch leben, geht das auch recht flott. ;) Ich stimme dir zu, in einem Haushalt mit Kindern sollten die persönlichen Gegenstände des Kindes genauso ihre Berechtigung (auch außerhalb des Kinderzimmers) haben, wie eben die Dinge der Erwachsenen. Ich finde es jedoch ein bisschen anmaßend der Mutter zu unterstellen, sie verbringe mehr Zeit mit dem Putzen als mit ihrem Kind und würde es sogar vernachlässigen - das sind harte Worte. Weißt du denn, dass es tatsächlich so ist? Würdest du der Mutter das auch so ins Gesicht sagen, statt dich nur hier darüber auszulassen? Versteh mich nicht falsch, insgesamt bin ich schon deiner Meinung, aber dein Beitrag hat doch einen unschönen anprangernden Beigeschmack. LG, Kathrin
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