Morgens, 7.00 Uhr im Familienbett vom Stillzwerg.
Die
Zwillingsjungs haben bereits gefrühstückt - Muttermilch und zwar so viel das
der Großteil der Milch wieder herauskam. Natürlich auf Mamas Schultern, jeweils
links und rechts gelandet und in ihren Haaren. Aber macht nix, denn dort
befindet sich noch Babykotze von der Nacht und Mamas Shirt ist sichtlich nass.
Die Windeln sind auch vollgefüllt und wollen gewechselt werden, aufstehen ist
angesagt und zwar bevor sie den großen Bruder wecken, der neben Mama
schnarchend weiter schläft. Der Vater ein Stück weiter, schnarcht so laut vor
sich hin wie ein startender Düsen-Jet. Ja, sein lautes schnarchen lässt manchmal
in der Nacht sogar die Zwillinge erschrecken. So laut das er mir nachts keine andere Möglichkeit lässt, als zu schreien "Hööööör bitte auf zu schnaaaaarchen", selbst mein Geschrei
kommt nicht bei ihm an, aber Mama und die Zwillinge sind wach.
Der erste Gang am Morgen gilt immer dem Anschalten
der Kaffeemaschine. Müde? Ach was nein, es gilt zu überleben! Ich begreife erst
jetzt welch ein Luxus das Durchschlafen zu Schwangerschaftszeiten war,
zumindest was die letzten 5 Monate der Zwillingsschwangerschaft angeht, denn
dies war die erste Zeit nach der Geburt meines ersten Sohnes (inzwischen 2 1/2
Jahre alt) in der ich nicht mehr stillte und in der ich eeeeeendlich durch
schlief genau wie mein Sohn. Die 2 1/2 Jahre davor wurde jede Nacht ausgiebig
gestillt. Nun mit Zwillingen muss ich an dieser Stelle denke ich nicht erklären
wie oft ich nachts stille, man stelle sich ein Einlingskind vor und verdopple
seine Stillzeit. Egal ob Tandem oder nacheinander sie kommen sowieso meist zur
selben Zeit daher ist es für mich einfacher sie auch Tandem zu stillen.
Natürlich meist in halb aufrechter Position, dabei kann man zwar weiter dösen
oder schlafen aber ganz so bequem wie im Liegen mit nur einem Kind ist es
schlicht und einfach dann doch nicht. Egal, ein Hoch auf die Muttermilch und
meinen Körper der mich befähigt nicht noch jede Nacht mehrfach aufstehen zu
müssen um Fläschchen zuzubereiten - nur Literweise Kaffee könnten diese
Müdigkeit kompensieren. Kaffee, der Kaffee hat mich nun komplett aus dem
Konzept gebracht. Während also die Maschine munter vor sich hin tröpfelt werden
beide Zwillingsjungs im Badezimmer gewickelt, gesäubert, angezogen und auf ihre
Decke ins Wohnzimmer gelegt - der Kaffee ist trinkfertig. Mama hat derweil noch
den Pyjama an, schmeißt ihre Haare zu einem Dutt zusammen und behält das Shirt
mit Babykotze einfach direkt an - denn es wird ohnehin gleich etwas darauf
landen, egal ob Spucktuch oder nicht vorhanden. Irgendwann fällt einem der Geruch von Babykotze nicht mehr auf, er ist immer in der Luft. Wickeln, ja das macht die Babys
hungrig. Stillen in Football-Stellung, oder auch genannt Rückenhaltung,
gleichzeitig versteht sich. Zwei Brüste, zwei hungrige Babys, eine Mama die
Multitasking fähig ist weshalb auch anders. Oder auch - "Einer stillt
immer". Die Zwillinge feiern täglich kleine Stillorgien. Während ich so stille und meinen Blick durch die unaufgeräumte
Wohnung schweifen lasse, versuche ich zu verdrängen das die Kliniktasche noch
immer gepackt und zwischen geparkt im Esszimmer vor sich hin steht. Ja,
vollkommen richtig. Geburt war vor 3 Wochen und die Tasche steht noch immer
dort. In ihr befindet sich ohnehin nur Kram der derzeit nicht benötigt wird.
Vielleicht nehme ich mir die kommenden Tage vor diese auszuräumen. Vielleicht
nehme ich mir aber auch vor zu spülen, von Hand, denn eine Spülmaschine
besitzen wir aus Platzgründen in unserer kleinen Küche nicht. Wie die Küche
aussieht muss ich an dieser Stelle nicht beschreiben, ich möchte nur erwähnen
das der Mann täglich kocht. Und jede, oder die meisten Frauen wissen was dies
zu bedeuten hat. Um es mit den Worten meines Mannes zu beschreiben "Der
Koch spült nicht". Aber wenn die Kochgehilfin auch nicht spült, wer zum
Teufel macht es dann? Fragen über Fragen und keine Antworten. Dankbar bin ich
dennoch, denn er zaubert täglich eine warme Mahlzeit auf den Tisch und das seit
der Geburt der Zwillinge. Unsere Essgewohnheiten haben sich dennoch geändert,
von "wir kochen nur frisch und regional" sind wir momentan weit weg.
Wir befinden uns gerade in einer "Hauptsache-der-Magen-knurrt-nicht-Phase".
Abwechslungsreich ist es auch noch, es gibt Nudeln mit Soße, Nudelpfanne,
wieder Nudeln mit Soße, Pommes, Kartoffeln mit Spinat, Vorräte aus der
Tiefkühltruhe die ich in der Schwangerschaft vorgekocht und eingefroren habe,
mal wird bestellt und für die Vitamine gibt es täglich einen Smoothie oder
Salat. Es gibt aber auch gesunde Gerichte die etwas mehr Aufwand benötigen. Smoothies sind sowieso genial, einfach klein schnibbeln was da ist, ab
in den Mixer und trinken. Schnelles und gesundes kochen für Faule. Wenn der
Sommer kommt ernähren wir uns wieder aus dem eigenen Bio-Garten und bis dahin
gibt es ein paar Ausnahmen.
Genau genommen befinden wir uns noch im
Wochenbett und da widmen wir unsere Zeit den wichtigen Dingen - unseren drei
Kindern. Wochenbettzeit ist Kuschelzeit, ist Entspannungszeit, ist
Rückbildungszeit, ist Kennenlernzeit. Im Wochenbett genießen wir unser neues
Leben zu fünft, als Familie. Alles andere ist in dieser Zeit nebensächlich. Der
Haushalt wird zwischendurch gemacht. Wenn die Zwillinge schlafen und wir nicht
gerade mitschlafen, oder unseren großen Sohn bespaßen und immer dann, wenn sich
gerade ein kleines Zeitfenster ergibt.
Der Stillzwerg
Der Text beinhaltet Ironie.
Danke für den Einblick! :)
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